Musik, die von der Stimmung im Jahr 2020 erzählt
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Folk-Pop. Ein Klagelied – was sonst – eröffnet »12«, das neue Album von AnnenMayKantereit. »Dass viele Menschen miteinander singen, war nie eine Selbstverständlichkeit«, murmelt Sänger Henning May deprimiert. Puh, es schlägt schon aufs Gemüt, sich in dieses dritte Album der Erfolgsband aus Köln zu vertiefen. Da wird melancholisch der Wirkung von Raben nachgespürt, während das Hoffnungstier Taube nur noch Erinnerung ist. Es geht um Abrechnungen, um den Traum, der nur geliehen ist, und im Spätsommer fällt der Regen vom Himmel. Das Album ist entstanden während des Corona-Lockdowns, der die Musikszene in ihrer Existenz bedroht. Das ist auch deutlich zu hören in den dunklen Versen, in den düsteren Harmonien, den müde schlürfenden Melodien. Und doch hat anscheinend ebenjene Depression die Band aus ihrer Komfortzone befördert und sie zu einer besseren, musikalisch vielfältigeren Band gemacht: Nun beherrscht AnnenMayKantereit nicht mehr nur den Open-Air-tauglichen Folk-Pop, sondern auch wundervoll karstige Chansons, verquere Ausflüge nach Hawaii, ein bisschen Jazz und sogar etwas Experiment. Auch Mays Reibeisenstimme hat eine neue Zärtlichkeit bekommen. So ist ein disparates, vielleicht nicht gefälliges, aber spannendes Zeugnis von Kreativen in der Krise entstanden. Eine Platte, die viel erzählt über das Jahr 2020, auch wenn sie nicht ausdrücklich von Corona spricht. »Phrasen, Versprechen, Parolen / So laut, so leer«, singt Henning May. »Phrasen, Versprechen, Parolen / Ich will mehr, ich will mehr, ich will mehr.«