Kino
Vom Versuch, Trauer in Rache zu verwandeln
Kino. »Warum habt ihr euch wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen?«, fragt der britische Soldat Michael den deutschen Juden Max. Wir befinden uns in der »Stunde Null«, Nazideutschland ist in Auflösung begriffen. Max, nach der Befreiung aus dem KZ in seine Heimat zurückgekehrt, erfährt, dass seine Familie ermordet wurde, und begegnet noch immer abgrundtiefem Hass. Statt wie viele Holocaustüberlebende nach Palästina auszuwandern, schließt er sich Michael an, der als Teil einer jüdischen Brigade in Geheimaktionen SS-Offiziere tötet. Dabei kommt Max in Kontakt mit Partisanen, die radikalere Vergeltung planen: Für jeden ermordeten Juden soll ein Deutscher sterben. Das Thrillerdrama handelt von einem bisher kaum bekannten historischen Phänomen, der Untergrundorganisation Nakam (Rache). Unter ihrem Anführer, dem Dichter Abba Kovner, wollte die Gruppe in ganz Deutschland Massenmorde an Zivilisten verüben, beginnend mit einem Giftanschlag im Nürnberger Wasserwerk. Doch mit diesem Plan gefährdet Nakam das Projekt eines künftigen Staates Israel. Leider verheddert sich die Handlung zwischen Max’ unlösbarem moralischen Zwiespalt und den Details der komplexen politischen Lage. August Diehl aber verkörpert packend die Tragik eines Mannes, dem alles genommen wurde und der vergeblich versucht, seine Trauer in Rache zu verwandeln.