Essay
Die Macht des Hasses
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Wenn man den Hass vom Ende her denkt, landet man am Meer. Das Meer ist der Ort der Stille, ein Raum, an dem sich auch das Herz weiten und der Hass vergehen kann. Ein prominenter Meeressucher, der diese Selbsterfahrung am eigenen Leib beschreibt, ist Ismael, die Hauptfigur von Herman Melvilles Roman »Moby-Dick« aus dem Jahr 1851. Melville legt ihm die Worte in den Mund: »Immer, wenn mir der Missmut am Mundwinkel zerrt und nieselnder November in die Seele einzieht, wenn die schlechte Laune überhandnimmt, dass ich mir Gewalt antun muss, um nicht auf die Straße hinunterzulaufen und jedem, der mir begegnet, kalten Blutes den Hut herunterzuschlagen, dann ist es für mich allerhöchste Zeit, zur See zu gehen.«
Es scheint, die Zahl derer wächst unaufhörlich, denen der Missmut heute am Mundwinkel zerrt. Ja
Bernhard Fricke 12.01.2024:
Der Aufreißer »Hass – die unheimliche Macht« – gefällt mir gar nicht. Es wäre sinnvoll gewesen, dann wenigstens den Zusatz »vermeintlich« einzufügen, also »Hass, die – vermeintlich – unheimliche Macht«. Die Relativierung würde die Verstärkung aufweichen.
Wolfgang Zopora 12.01.2024:
Vielleicht müssen wir alle erst einmal akzeptieren, dass es diese Brutalität unter uns Menschen gibt!? Hass, Feindschaft, Machtmissbrauch, Eifersucht, Geltungsbedürfnis und so weiter sind alles Erscheinungen und Auswirken Weg auf, wo der Einzelne sich angenommen und geliebt weiß. Jesus zeigt jedem, der glaubt, was es heißt, von Gott geliebt zu sein: »Du bist mein geliebtes Kind!« »Auf mich kannst du dich immer verlassen!« »Auch wenn Vater und Mutter dich verlassen, ich verlasse dich nie!« Diese »absoluten« Zusagen der Liebe Gottes sind die Quelle und die Sicherheit, die jeder Mensch braucht!
Gisela Matthäus 12.01.2024:
Der Hass entsteht im ehelichen Schlafzimmer, in dem es keine Zeugen gibt und brutale Männer nichts zu fürchten haben. Da die Männer ihre Macht über die Frauen dank deren wachsender Unabhängigkeit mehr und mehr verlieren und sich meist als brutale Tölpel zeigen, wenn sie mit ihren Frauen alleine sind, werden sie verlassen und brauchen andere Ventile für ihre Triebe. Da beide Eltern kaum noch Zeit für die Kinder haben, erleben auch diese zu wenig Liebe. Hier entsteht der Hass.
Matze 09.12.2023, 17:31 Uhr:
Der Aufsatz bezieht sich leider hauptsächlich nur auf das Individuum. Die genannten Eigenheiten und Gesetzmäßigkeiten treffen aber gerade auf die jeweilige Gesellschaft zu. Es ist eben nicht nur die Abgrenzung, sondern die aktiven Folgen davon, wie Mord, Folter, Ausgrenzung und gesellschaftlicher Ächtung. Genau hier müssen wir ansetzen und Lösungsvorschläge erarbeiten. Linkspopulismus bezeichnet einen zur politischen Linken neigenden Populismus. genau hier sind wir am Punkt der genauen Definition angelangt: Wer ist Faschist, Kapitalist? Mao und Stalin hatten mit der Einordnung da keinerlei Probleme. Es ging um Quoten, desto mehr Liquidierte, desto besser war der Plan erfüllt! Herr Hecht führt richtig aus: "Blame-shifting nennt man das in der modernen Psychologie, die Verschiebung der Schuld auf andere..." Das Misslingen menschenverachtende Iden zu installieren erzeugt sicher Hass und Schuldzuweisungen. Hoffen wir, dass die politischen Amokläufer nicht die Oberhand gewinnen.
Georg Lechner 06.12.2023, 19:22 Uhr:
Das allgegenwärtige Konkurrenzdenken ist untrennbar mit dem Kapitalismus verbunden, ein Abschied davon bedeutet das Ende des Kapitalismus. Das hat auch Goethe sehr deutlich gesehen, als im Monolog des Mephisto (Faust II) dieser dem Publikum offenbart, wodurch er die Wette um Fausts Seele zu gewinnen gedenkt: Mit der Angst, nicht als Sieger aus dem globalen Monopoly hervorzugehen und sich solcherart ins Hamsterrad des Konkurrenzdenkens zu begeben.
Aus meiner Sicht gibt es Propagandisten des Hasses (die dies aus politischem Kalkül im Interesse ihrer reichen und politisch rechten Geldgeber betreiben, in Ö. gibt es dafür die Bezeichnung Hasstrafikanten) neben den im Artikel vorrangig betonten Adressaten der Propaganda. Die Hasstrafikanten verbreiten die Angst nach einem Muster, das an Psychosekten gemahnt: Sie vermitteln den Eindruck, dass ihre Botschaft vor Gefahren warnt, die die Masse der anderen ("Gläubigen der Systemmedien") beim Eintritt unvorbereitet trifft.