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Gezielte und lange geplante Verbrechen

von Christine Weber-Herfort vom 19.12.2003
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Herbert Ulonska/
Michael J. Rainer (Hg.)
Sexualisierte Gewalt im Schutz von Kirchenmauern
Lit. 192 Seiten. 17,90 EUR

Die Ereignisse in der katholischen Kirche der USA und die öffentliche Diskussion um sexualisierte Gewalt in den christlichen Kirchen haben auch die Institution hier zu Lande erschüttert. Im September 2002 fanden sie in Leitlinien der katholischen Bischofskonferenz »Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche« einen Niederschlag. Das Themenheft veröffentlicht diesen Text und fügt eine kritische Bewertung des Professors für evangelische Theologie, Herbert Ulonska, bei. Der interpretiert auch eine Handreichung der Evangelischen Kirche und stellt eine These auf, die für beide christlichen Glaubensrichtungen gilt: »Das Christentum hat keine körperfreundliche, lustbetonte Sexualkultur entwickelt, eher eine auf Verzicht und Enthaltsamkeit beruhende Antikultur.« Sichtbarster Ausdruck ist der Zölibat. Der Psychologe Wunibald Müller sagt, die Kirche müsse mehr als bisher die Opfer sexuellen Missbrauchs im Blickfeld haben und ihrer Verantwortung nachkommen. Diese Opferinteressen werden von Ursula Enders, der Gründerin und Leiterin von »Zartbitter« in Köln, formuliert. Sie spricht aus, worum es geht: um ein gezielt geplantes und oft lange vorbereitetes Verbrechen. Ihr Beitrag vermittelt Grundlagenwissen über Täterstrategien und zeigt auf, wie Institutionen auf die Vermutung der sexuellen Ausbeutung fachlich qualifiziert reagieren können. »Der angerichtete Schaden kann durch keine Beichte wieder gutgemacht werden, auch durch keine Satisfaktion der Kirche. Wegen des zugefügten unendlichen Leides und des ?Seelenmordes? liegt es am Opfer, dem Täter zu vergeben«, so Ulonska in diesem fundierten und breit gefächerten Sammelband.

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