Das Erste, dem zu widerstehen gilt, das ist man selbst
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Roman. Die Helden, die in klassischen Epen besungen werden, sind allesamt Männer. Eine moderne Heldin dagegen beschreibt Anne Weber. In epischen, ungereimten Versen lässt sie die Französin Anne Beaumanoir, genannt Annette, neu zur Welt kommen. 1923 wurde sie geboren, schloss sich als 19-Jährige der kommunistischen Résistance gegen die deutschen Besatzer an und rettete Menschen vor der Verfolgung. Dafür wurde sie als »Gerechte unter den Völkern« geehrt. Später kämpfte sie gegen die Franzosen für ein freies Algerien. Die Erzählerin beschreibt die Heldinnenreise differenziert, denn »wie das meiste / ist auch das Widerstehen anders, als man es sich / denkt, nämlich kein einmaliger Entschluss, / kein klarer, sondern ein unmerklich langsames / Hineingeraten in etwas, wovon man / keine Ahnung hat. Das Erste, dem / zu widerstehen gilt, das ist man selbst.« Anne Webers Heldinnenepos ist eine Hommage an eine beeindruckende Frau, doch eine Hagiografie ist es nicht, denn die Schattenseiten und Zweifel, die moralischen Kompromisse und Brutalitäten des Untergrundkampfes werden unverhohlen dargestellt. Das Pathos der Gattung Epos trifft auf Umgangssprache, und die kommentierende Weitwinkelperspektive der Erzählerin balanciert kritische Distanz und Empathie aus. Für »Annette, ein Heldinnenepos« wurde Anne Weber mit dem Deutschen Buchpreis 2020 ausgezeichnet.