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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 24/2020
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Die Neugeburt heiliger Gassenhauer

von Thomas Winkler vom 18.12.2020
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Klaviermusik. Wer Chilly Gonzales kennt, der schätzt ihn als tastenprügelnden und Genregrenzen einreißenden Klavier-Derwisch zwischen Rap, Punk und Klassik. Diese Rampensau, die auf der Bühne stets im Morgenmantel erscheint, mit der Untermalung des Weihnachtsfests zu betrauen, das war bislang schwer vorstellbar. Zwar hat der gebürtige Kanadier, der eigentlich Jason Beck heißt, seine größten kommerziellen Erfolge mit der vergleichsweise gemütlichen »Solo Piano«-Reihe gefeiert, aber selbst die waren zu kauzig, zu versponnen für das Beschaulichste aller Feste. Doch so kann man sich irren: Wenn Chilly Gonzales, der fast kultisch verehrte Pianist und Sänger, nun in diesem neuen Album »A Very Chilly Christmas« heilige Gassenhauer wie »Stille Nacht«, »Maria durch einen Dornwald ging« oder »O Tannenbaum« auf seinem Klavier auseinandernimmt, ist das – sehr passend zum Anlass – wie eine Neugeburt dieser alten Weihnachtslieder. Selbst in totgedudelte Pop-Hits wie George Michaels »Last Christmas« bläst der mittlerweile in Köln lebende Exzentriker, der sich im Berlin der Nullerjahre selbst zum »Präsidenten des Undergrounds« kürte, frische Luft. Kein Bombast, kein Lametta. Nur bisweilen vorsichtig von Streichern und prominenten Gaststimmen wie Jarvis Cocker unterstützt, aber stets fröhlich dekonstruierend, arbeitet »Gonzo« unnachahmlich und umso deutlicher die besinnliche Stimmung der Weihnachtsklassiker heraus.

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