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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 24/2021
Der Inhalt:

Roman
Eine Pfarrersfamilie mit Geheimnissen

Jonathan Franzen, Meister des Familienromans, erzählt in seinem neuen Roman »Crossroads« die Geschichte einer Pfarrersfamilie am Scheideweg. Eine Figur findet unsere Rezensentin besonders interessant.
von Gesa Wicke vom 17.12.2021
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Jonathan Franzen: »Crossroads«. Übersetzt von Bettina Abarbanell. Rowohlt. 832 Seiten. 28 Euro (Foto: istockphoto/clu)
Jonathan Franzen: »Crossroads«. Übersetzt von Bettina Abarbanell. Rowohlt. 832 Seiten. 28 Euro (Foto: istockphoto/clu)

Roman. Jonathan Franzen, Meister des Familienromans, erzählt in seinem neuen Werk »Crossroads« die Geschichte einer Pfarrersfamilie am Scheideweg: Es ist das Jahr 1971 und Russ Hildebrandt ein evangelischer Pastor in der Midlife-Crisis. Mit seiner Frau Marion und den vier Kindern lebt er in einem spießigen Vorort von Chicago. Russ ist frustriert von seiner Ehe und dem Leben im Allgemeinen. Tochter Becky bringt ihm vor allem Verachtung entgegen: »Sein aufrichtiger Glaube und seine Heiligkeit waren ein Geruch, von dem schon immer die Gefahr ausgegangen war, dass er bleibend an ihr haften würde.« Um das üppige Innenleben seiner Figuren zu entrollen, benötigt Franzen mehr als 800 Seiten. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt er kapitelweise von den Wünschen und Sehnsüchten der einzelnen Familienmitglieder, ihren Ängsten und Geheimnissen. Da ist der älteste Sohn, Clem, der die Uni schmeißt, um sich für den Vietnamkrieg zu melden – ein Affront gegen den pazifistischen Vater. Oder Perry, der Mittlere, hochbegabt, drogensüchtig und wild entschlossen, ein besserer Mensch zu werden. Die interessanteste Figur ist Mutter Marion, deren Vergangenheit geprägt ist durch Traumata, von denen ihre Familie nichts ahnt. Gespannt verfolgt man das Schicksal der Hildebrandts, begleitet die Figuren zu wichtigen Wendepunkten ihres Lebens – und fragt sich am Ende, wie es wohl weitergeht. Denn »Crossroads« ist der erste Band einer Trilogie über drei Generationen. Die Hildebrandts bleiben uns also erhalten.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 24/2021 vom 17.12.2021, Seite 55
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