Pro und Contra
Recht auf Zahlung mit Bargeld?
Lars Schäfer:
Ja, Bargeld ist inklusiv und sicher!
Bargeldloses Bezahlen mit Girokarte, Kreditkarte oder Smartphone – das ist äußerst praktisch, keine Frage. Kein langes Suchen nach einem Geldautomaten oder nach dem passenden Betrag an der Kasse, kein schweres Portemonnaie voller Kleingeldmünzen. Das Konto hat man quasi immer in der Hosen- oder Handtasche dabei. Aber was, wenn man keine Bezahlkarte oder kein Konto hat?
So, wie viele wohnungslose Menschen, die von der gesellschaftlichen Teilhabe an vielen Stellen ausgeschlossen sind. Der bargeldlose Zahlungsverkehr droht sie ganz abzuhängen. Auch wenn jeder Mensch in Deutschland das Recht auf ein Basiskonto hat, gibt es immer noch sehr viele Menschen, die kein eigenes Konto besitzen. Sie sind auf die Möglichkeit, mit Bargeld bezahlen zu können, angewiesen. Auch viele ältere Menschen tun sich mit dem bargeldlosen Bezahlen schwer.
Außerdem hilft Bargeld dabei, den Überblick über die eigenen Ausgaben zu behalten. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Geld fällt nicht nur Kindern und Jugendlichen leichter, wenn man mit Münzen und Scheinen bezahlt und nicht nur einfach Zahlen auf einem Display erscheinen. Durch bargeldloses Bezahlen können unbemerkt schnell Schulden entstehen. Und wer einmal in der Schuldenfalle sitzt, kommt nur schwer wieder raus.
Schließlich gibt es noch ein ganz simples Argument dafür, das Recht auf Zahlung mit Bargeld, das im Übrigen das einzige unbeschränkt gültige Zahlungsmittel ist, nicht einzuschränken: In keinem anderen europäischen Land wird so gerne mit Bargeld bezahlt wie in Deutschland. Das mag man altmodisch und rückständig finden. Oder man erkennt diese Präferenz an und lässt den Menschen die Wahl, auf welche Weise sie bezahlen wollen.
Ulrich Binnebößel:
Publik-Forum EDITION
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Nein, das ist unnötig!
Jedem Einzelhändler und jeder Einzelhändlerin liegt es im Blut, die Bedürfnisse der Kunden zu erkennen und den gewünschten Service anzubieten – so auch den Wunsch nach Barzahlung. Noch immer werden rund 60 Prozent aller Einkäufe im Handel mittels Noten und Münzen bezahlt. Solange also eine Nachfrage nach Barzahlung besteht, wird es entsprechende Angebote geben, ein gesetzlich verbrieftes Recht auf Barzahlung ist daher überflüssig. Der Einzelhandel akzeptiert heute flächendeckend Bargeld, Ausnahmen gibt es in stationären Geschäften so gut wie nicht. Ein Ende des Bargelds ist somit nicht in Sicht.
Richtig ist allerdings auch, dass dem Bargeld als gesetzlichem Zahlungsmittel das Recht auf Vertragsfreiheit übergeordnet ist und so individuelle Gestaltungsformen ermöglicht werden. So ist es zum Beispiel möglich, dass große Geldscheine abgelehnt werden, um eine überzogene Wechselgeldhaltung zu vermeiden. Auch neue Shopkonzepte wie kassenlose Märkte ohne lästiges Anstehen an konventionellen Kassen werden durch elektronisches Bezahlen erst möglich.
Letztendlich kann die Gefahr eines Bedeutungsverlustes von Bargeld eher durch eine gesicherte Bargeldversorgung der Verbraucher sowie mit kostensenkenden Maßnahmen in der Bargeldlogistik des Handels begegnet werden als mit einem gesetzlichen Akzeptanzzwang. Die Politik ist also gut beraten, den Bargeldkreislauf aktiv zu fördern, indem die Verfügbarkeit von Bargeld in den Fokus rückt und das Bargeldhandling im gewerblichen Bereich wirtschaftlich bleibt. Durch die Bargeldausgabe an der Ladenkasse fördert der Handel den Geldkreislauf, so gut er kann. Hieran muss gearbeitet werden.
Lars Schäfer ist Referent für Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe der Diakonie Deutschland.
Ulrich Binnebößel ist Experte für Zahlungsverkehr beim Handelsverband Deutschland, der Vertretung des Einzelhandels.
Monika Haffner 27.01.2023:
Wenn es kein Bargeld mehr gibt, werden viele Dinge nicht mehr möglich sein oder unnötig erschwert werden, zum Beispiel Unterstützung von Straßenmusikanten oder kleine Spenden. Am wichtigsten finde ich aber, Kindern den Umgang mit Geld beizubringen. Kinder müssen ihre Umwelt »begreifen«, das heißt, sie müssen anfassen können. Wollen wir ihnen mit fünf oder sechs Jahren eine Geldkarte aufladen, damit sie sich eine Kugel Eis kaufen können? Wie wollen die Befürworter der Abschaffung des Bargeldes Kinder verantwortungsvoll an den Umgang mit Geld heranführen?
Georg Lechner 03.01.2023, 18:01 Uhr:
Wegen der Inklusivität (neben den Beispielen des Beitrags von Herrn Schäfer denke ich vor allem an Kinder, denen man wegen der begrenzten Beträge lieber nur Bargeld für kleine Einkäufe mitgibt) bin ich auch für ein Recht auf Zahlung mit Bargeld. Selbst nutze ich beide Möglichkeiten.
Ulrike Klopfer 02.01.2023, 21:49 Uhr:
Ich bin stolz auf das Geld, daß ich verdiene und möchte selbst entscheiden, ob ich bar oder mit Karte bezahle. Es verunsichert mich, wenn ich kein Geld am Automaten holen kann oder wenn es im Geschäft heißt, daß der Terminal nicht funktioniert, dann bin ich froh bar zahlen zu können. Ich finde es sehr gut, daß ich direkt beim Einkaufen im Discounter Bargeld holen kann. U. Klopfer
Monika Haffner 29.12.2022, 14:24 Uhr:
Wenn es kein Bargeld mehr gibt, werden viele Dinge nichts mehr möglich sein oder unnötig erschwert werden, z.B. Unterstützung von Straßenmusikanten oder kleine Spenden. Am wichtigsten finde ich aber, Kinder den Umgang mit Geld beizubringen. Kinder müssen ihre Umwelt "begreifen", das heißt, sie müssen anfassen können. Wollen wir ihnen mit 5 oder 6 Jahren eine Geldkarte aufladen, damit sie sich eine Kugel Eis kaufen können? Wie wollen die Befürworter der Abschaffung des Bargeldes, Kinder verantwortungsvoll an den Umgang mit Geld heranführen?
frank.w 14.12.2022, 16:11 Uhr:
Ja unbedingt unser Bargeld weiterhin beizubehalten ist wichtig u.unerlässlich.genau ich stimme in jedem Fall für Bargeld U Zahlungen mit Bargeld weiterhin.
Gruesse zur Advents weihnachtszeit.