Leserbrief
Ökologische Folgen
Zu: »Tiere einfach in Ruhe lassen« (22/2024, Seite 50-51)
Ich finde den Artikel zu veganer Lebensweise sehr schön, auch philosophisch, und er hat meine Sicht positiv verändert, was ich sehr erfreulich finde. Es sollten aber die möglichen ökologischen und auch sozialen Probleme bei einem breitenwirksamen Veganismus nicht außer Acht gelassen werden. Wenn man keine Milch und Milchprodukte mehr verwendet, dann ist das das Ende der Bergbauern. Im Berggebiet ist sinnvoll nur Viehwirtschaft möglich. Für gebirgige Länder wie Österreich oder die Schweiz brächte dies auch Probleme mit der Ernährungssicherheit. Mit den Tieren verschwinden auch die Wiesen und Almen und damit artenreiche Lebensräume – weitaus artenreicher als Ackerland. Eine für unsere Kultur neue, umfassende, respektvolle und uns Menschen nicht in den Mittelpunkt stellende Sicht der Natur würde unseren Umgang mit ebendieser Natur in ihrer Gesamtheit, nicht nur gegenüber Tieren, sehr verändern. Es käme übrigens zum Aussterben der Haustiere (jetzt meist Nutztiere genannt) – genau dieser Tiere, die geschützt werden sollen. Ich möchte hier Sarah Wiener zitieren, die in einem Interview gesagt hat: »Die Lösung für das Problem, dass Tiere leiden, kann nicht sein, schaffen wir Tiere ab. Die Lösung muss sein, schaffen wir Leid ab.« Oskar Luger, A-Oberfellabrunn
Die Überschrift zeigt das Dilemma der veganen Lebensweise an. Unsere Haustiere können nicht einfach in Ruhe gelassen werden. Sie bedürfen der Hilfe von uns Menschen, um möglichst artgerecht leben zu können. Artgerecht heißt auch, dass wir respektvoll mit ihnen umgehen. Unsere Schmusehaustiere (Hunde, Katzen …) sind ursprünglich Raubtiere. Sie leben in freier Natur davon, dass sie andere Tiere überfallen. Auch unsere Kühe können allein und ohne die (möglichst artgerechte und respektvolle) Haltung durch Menschen nicht überleben. Da aber der Mensch die Kühe hält, um die Milch (zumindest teilweise) für sich zu nehmen und um das Fleisch zu essen, muss ein Kompromiss gefunden werden. Dieser Kompromiss sollte aus einem sehr achtsamen Umgang mit den Tieren entstehen und auch davon geprägt sein, dass wir für Milch und Milchprodukte und für das Fleisch dankbar sind. Herbert (Rottstegge-)Clemens, Kassel
Publik-Forum EDITION
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Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Ich bin jetzt 83 Jahre alt, wovon ich 70 Jahre Vegetarier bin. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, als Vegetarismus etwas Exotisches war. Manche Leute fanden, dass ich ungesund lebte und deshalb den Vegetarismus aufgeben sollte. Ich lebe auf dem Lande. Hier musste ich erleben, dass die Kühe vom Tierarzt befruchtet wurden, nur um wieder Milch zu bekommen. Die Kälbchen kamen dann bald zum Metzger. Meine Vorliebe für Käse wurde dadurch gestört. So bin ich nun seit etwa zehn Jahren Veganer. Der Artikel hat mir voll aus dem Herzen gesprochen! Volker Gerst, Sexau