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Gemeinden hissen die Regenbogenfahne
Am Eingang von Kneipen und Bars sieht man Regenbogen-Aufkleber häufiger. An Kirchen waren Regenbogenfahnen bislang selten. Das ändert sich gerade: Aus Protest über das Verbot des Vatikans, homosexuelle Paare zu segnen, positionieren sich Kirchengemeinden, katholische Verbände und Ordensleute. Sie hissen vor und an ihren Kirchen die Regenbogenfahne und signalisieren damit: »Liebe ist keine Sünde.« Und: »Wir sind bunter als der Vatikan«. Unter diesem Motto etwa hat eine Gruppe junger Katholiken in Iserlohn an acht von neun Kirchen des Pastoralverbunds mit der Regenbogenfahne ein Zeichen gesetzt.
In der Heilig Kreuz-Kirche in Dülmen hängt eine Stoffbahn in Regenbogenfarben im Kirchraum vom Dachstuhl bis zum Boden. In einer Stellungnahme der Gemeinde heißt es: »In unserer Gemeinde sind alle Menschen willkommen.« Und: »Wir werden selbstverständlich auch weiterhin Gott um seinen Segen bitten für alle Menschen, die sich in Liebe zueinander für eine verbindliche Partnerschaft miteinander entscheiden und Verantwortung füreinander übernehmen.« (Foto: Maren Thewes/Katholische Kirchengemeinde Heilig Kreuz)
Die katholischen Gemeinden in Böblingen begründen, warum sie Regenbogenfarben an ihren Kirchen angebracht haben: »Sie sollen ein Symbol für Vielfalt in unseren Gemeinden sein und zeigen, dass die unbedingte Liebe Gottes jedem Menschen zusteht!« Die Verlautbarung der Glaubenskongregation halte die Kirche zu Unrecht klein und ersticke »wieder einmal notwendige Reformen im Keim«.
Etliche Gemeinden haben eigens Banner anfertigen lassen: Der Pastoralverbund Dortmunder Westen ließ auf die Regenbogenfahne den Satz »Mein Gott liebt jeden Menschen« drucken. Die Pfarrei St. Ursula in Oberursel »God bless you«.
Auch die katholischen Verbände beteiligen sich am farbenfrohen Protest: In Wetter haben die Pfadfinder mit Kreide »Liebe ist keine Sünde« und »Gott liebt ohne Bedingungen« vor ihre Kirche gemalt. Mitglieder der Katholischen Jugend Ostfriesland hat vor 18 von 21 katholischen Kirchen in Ostfriesland mit Kreide-Regenbogen ein buntes Zeichen abgegeben.
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BdkJ) fordert: »Segnet gleichgeschlechtliche Paare! Wir erwarten, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften als Liebesbeziehungen akzeptiert und respektiert werden.«
Ähnlich positioniert sich die Katholische Arbeiterbewegung, Diözesanverband Limburg: »Homosexuelle Menschen, Transgender oder nicht-binäre Personen sind keine Menschen zweiter Klasse oder irregeleitete Fehlentwicklungen in Gottes großartiger Schöpfung« stellt Diözesanvorsitzender Thomas Diekmann klar.
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Der Caritasverband Frankfurt/Main schließt sich mit dem Hashtag #LoveIsNoSin und einer Regenbogenfahne in den Sozialen Medien dem Unverständnis über die Absage von Segnungen Homosexueller Paare an. Caritasdirektorin Gaby Hagmans sagt: »Wir brauchen eine Neubewertung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral. Bei einem Nein aus Rom zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare darf es nicht bleiben.«
Auch Ordensleute positionieren sich: Vor der Klosterkirche des Klosters Kreuzberg in der Röhn hat Bruder Korbinian Klinger, Guardian des Klosters die leuchtend bunte Regenbogenfahne gehisst. »Nein zum Nein aus Rom«, fasst Bruder Korbinian seine Haltung zum Segnungsverbot des Vatikans zusammen. (Foto: Marion Eckert)
Die Dachorganisation der franziskanischen Ordensgemeinschaften in Deutschland, Luxemburg und Belgien lässt wissen: »Jesus ist bei allen, die heute die bunte Fahne tragen.«
So hat das Verbot in Rom dazu geführt, dass vielerorts die Regenbogenfahne von Kirchtürmen flattert oder Regebogenbanner vor dem Kirchportal das Bekenntnis der Gemeinde zu »Liebe ist keine Sünde« und »Segen für alle« abgeben.
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Steffi 21.05.2021, 16:01 Uhr:
Ich war und bin einigermaßen erschüttert, dass Kirchen und Caritasverbände an ihren Fassaden und Fahnenmasten Regenbogenfahnen hissen.
Mein erster Gedanke dazu war das vielumjubelte Zitat des Kardinals Meisner auf dem Katholikentreffen in Dresden 1987 zu tiefsten DDR-Zeiten, das ich damals live hörte: "Wir wollen keinem anderen Stern folgen als dem von Betlehem". Aber Meisner darf man innerkirchens ja auch nicht mehr zitieren.
Wenn man dem Kreuz nicht mehr über den Weg traut, hisst man Regenbogenfahnen..., dachte ich so bei mir.