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Ein echtes Forum

von Clemens und Petra Kremer
vom 30.11.2021
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Liebe Redaktion und liebe Herausgeber und Verleger,

meine Frau und ich lesen Ihr Blatt schon gemeinsam seit vierzig Jahren und ich als Jugendlicher durch meine Eltern seit fünfzig Jahren. Ich erinnere mich auch noch an die Wochenzeitung Publik, die meine Eltern abonniert hatten, und auch, wie sie eingestellt wurde – meine Eltern waren empört – und lasen seitdem Publik-Forum.

Das Blatt hat sich im Lauf der Jahre oft verändert, sei es im Layout, sei es in den Themenschwerpunkten, aber immer blieb es sich treu in der Option, dass Glaube und Leben/Politik zusammengehören und die Option für die Armen und der interreligiöse Dialog, die durch das 2. Vatikanum angeregt wurden, unabänderlich zum religiösen Leben dazugehören. Was mich besonders freut, ist der Teil des Namens »Forum«. Ja das bietet Ihr Blatt wirklich, ein Forum, in dem verschiedene Meinungen beieinander oder nacheinander Platz haben und in dieser Ambivalenz tatsächliches Leben abbilden. Ich lese Publik-Forum übrigens alle 14 Tage ganz, es ist fast alles interessant für mich. Ein Beispiel: Neulich kam ein Artikel von Anne Lehmhöfer über Märchen, bei dem mir Widerspruch aufkam, da wollte ich drauf reagieren (ich bin Geschichten- und Märchenerzähler nebenberuflich). Am nächsten Tag las ich das Interview (zu den Berliner Märchentagen) auf den nächsten Seiten – da wurde alles ausgesprochen, was mich auch bewegte, und ich habe mich gefreut.

Wichtig ist auch, dass Ihr Fokus nicht auf Horror- oder Katastrophen-Nachrichten liegt, sondern aufzeigt, wo Initiativen der Hoffnung, egal in welchen Bereich, egal in welchen Land, entstanden sind. Das stärkt uns in der Hoffnung, dass es auch andere Nachrichten gibt (gewissermaßen als »gute Nachricht«).

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Meine Eltern sind Anfang neunzig, leben noch und lesen Ihr Blatt nach wie vor, incl. der EXTRA-Ausgaben.

Noch eine persönliche Note: Meine Frau und ich studierten Ende der 70er Jahre in Münster katholische Theologie und wollten das Studium nach dem Grundstudium abbrechen, um ein gemeinschaftliches Leben aufzubauen oder zu suchen. Nach einer Weile und verschiedenen kleineren Experimenten gaben wir in Publik-Forum unsere Suche als Anzeige auf (Februar 1983).

Schließlich meldete sich u. v. a. die Basisgemeinde Wulfshagenerhütten bei Kiel, die gerade dort nach zehn Jahren in Kornwestheim gestartet war. Sie hatten unsere Anzeige in Ihrer zweiten Ausgabe von Publik-Forum gelesen und uns geschrieben und eingeladen. Im Sommer des Jahres kamen wir und sind geblieben. Eine »Anzeigen-Bekanntschaft« also. Ihr Blatt wird übrigens hier von vielen Personen gelesen – nach uns.

Zum Anschluss noch mal unser Dank für Ihre unabhängige, so qualitative Arbeit. Möge auch in der für Papierzeitungsausgaben so schwierigen Zeit Publik-Forum weiter bestehen und wachsen. Die begonnene Transformation in Religion und Gesellschaft lässt sich nicht mehr aufhalten.

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