Careleaver
»Ich hatte Glück«
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Ich bin Careleaverin. Das Wort kommt aus dem Englischen und bezeichnet Jugendliche, die die stationäre Jugendhilfe verlassen oder verlassen haben. Einen Teil meiner Jugend habe ich in einer Wohngruppe und später im betreuten Einzelwohnen verbracht. Schon damals hatte ich das Gefühl, dass ich massiv Ungerechtigkeit erlebe. Hatte ich einen Job, musste ich 75 Prozent des Lohns ans Jugendamt abgeben. Sozusagen als Entschädigung für die Kosten, die ich verursachte. Ständig wurde mir gesagt, dass ich teuer bin. Dazu kommt das Stigma, dass Heimkinder als asozial gelten. Aus denen werde eh nichts.
Mit seinen Problemen ist man als Careleaverin oft unsichtbar, weil davon ausgegangen wird, dass die Familie einen jungen Menschen unterstützt. Aber es haben nicht alle ein Zuhause, in das sie mal eben
Georg Strotmann 22.10.2021:
Ich habe fast vierzig Jahre als Erzieher in Kinderheimen und Jugendwohngruppen gearbeitet. Schon in den 1980er-Jahren, als die Vollversorgung in den Heimen durch Großküche, Wäscherei und Nähstube die Regel war, haben viele erkannt, dass diese den Jugendlichen nach Entlassung unselbstständig zurücklässt. So bildeten sich Jugendwohngruppen und Kleinstheime, in der Selbstständigkeit und Teilhabe gefördert wurden. Als Anfang der 1990er-Jahre das Kinder- und Jugendhilfegesetz das Jugendwohlfahrtgesetz ablöste, wurde dies auch in der Gesetzgebung berücksichtigt. Dennoch gebe ich Frau Gräwe recht: Viele Jugendliche stehen nach Beendigung der Maßnahme allein da. Institutionen, egal wie gut sie sind, ersetzen nie Familien oder andere Personen, die sich für den einzelnen Jugendlichen engagieren. Insofern begrüße ich die Initiative der Careleaver sehr.