Eva-Maria Lerch
Als Jugendliche habe ich häufig kleine Beobachtungen aufgeschrieben, Szenen, Gedichte – meist erst mal ganz für mich allein. »Ich musste meine eigene Welt schaffen mit einem Klima, einem Land, einer Atmosphäre, in der ich atmen, herrschen und mich erneuern konnte«, erklärt es Anais Nin. Es hat mich immer fasziniert, wie Worte nicht nur die Realität beschreiben, sondern auch selber eine Wirklichkeit schaffen und die Welt verändern können.
Zum Journalismus bin ich trotzdem erst auf Umwegen gekommen. Zunächst wollte ich Lehrerin werden, studierte Theologie, Anglistik und Pädagogik und engagierte mich in der Hochschulpolitik. Da schrieb ich Flugblätter, arbeitete in der Redaktion von Unizeitungen mit – und träumte dann immer häufiger davon, mit dem Schreiben mein Brot zu verdienen.
Der Traum ist in Erfüllung gegangen: Nach dem Examen ergatterte ich ein Volontariat bei der Münsterschen Zeitung, arbeitete einige Jahre als Lokalredakteurin im Münsterland und dann als Parlamentsberichterstatterin im Pressezentrum des Deutschen Bundestags in Bonn. Als ich mit meinem Mann in die hessische Kreisstadt Wetzlar zog, zuhause blieb und drei Kinder bekam, sah das zunächst wie der klassisch weibliche Karriereknick aus. Doch gerade in diesen Jahren hatte ich Zeit, journalistisch zu experimentieren, schrieb für verschiedene Zeitungen, politische und christliche Medien und Magazine. Dabei ist mir klar geworden, dass ich am liebsten für Zeitschriften arbeite – und am allerliebsten für Publik-Forum.
Am Wetzlarer Dom, einer ökumenisch genutzten Simultankirche, habe ich auch eine religiöse Heimat gefunden; dort gestalte ich ein regelmäßiges Taizé-Gebet mit. Es sind vor allem die kontemplativen und erfahrungsorientierten Zugänge, die mich in meiner Spiritualität ansprechen. So habe ich vor einigen Jahren eine Ausbildung zur Bibliodrama-Leiterin gemacht und leite seitdem auch Bibliodrama-Workshops in Bildungshäusern und Gemeinden.
Die unterschiedlichen Aspekte meines Lebens kamen mir oft wie Puzzleteile vor, die gar nicht so richtig zusammenpassten. Doch bei Publik-Forum, hat alles seinen Platz: Journalismus, Politik und Theologie, Familienerfahrung, biblische Spiritualität und kritisch- christliches Engagement. Und vor allem diese alte Sehnsucht – mit dem Schreiben eine Welt zu schaffen, in der man leben kann.
KURZBIOGRAFIE: Eva-Maria Lerch, geboren 1957, Studium der katholischen Theologie, Anglistik und Pädagogik in Münster, Volontariat bei der Münsterschen Zeitung, Lokalredakteurin im Kreis Warendorf, später Redakteurin im Pressezentrum des Deutschen Bundestags sowie langjährige Tätigkeit als freie Journalistin für Zeitungen und Zeitschriften, von 2014 bis 2021 Redakteurin bei Publik-Forum im Ressort »Leben und Kultur«.