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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 15/2024
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft
Religion & Kirchen
Leben & Kultur

Corita Kent
Antikriegskunst von der Pop-Art-Nonne

Das Museum Penzberg zeigt in seiner Ausstellung »Corita Kent. Where Have All The Flowers Gone?« einen Überblick über ein Werk mit spiritueller Tiefe.
von Louis Berger vom 16.08.2024
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Spirituell und politisch: Corita Kent in ihrem Atelier. (Foto: Corita Kent Art Center, Los Angeles)
Spirituell und politisch: Corita Kent in ihrem Atelier. (Foto: Corita Kent Art Center, Los Angeles)

Ausstellung. Bunt-knallige Drucke, die an Werbeplakate erinnern: Sie stammen von der US-amerikanischen Ordensfrau Corita Kent (1918-1986). Das Museum Penzberg gibt nun in einer Ausstellung mit vielen Werken aus dem Fundus des Corita Art Centers in Los Angeles einen Überblick über das Schaffen der »Pop-Art«-Nonne. Einige Arbeiten waren in diesem Jahr schon im vatikanischen Pavillon auf der Kunstbiennale von Venedig zu sehen.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 15/2024 vom 09.08.2024, Seite 54
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Kent trat 1936 als »Mary Corita« in den Schwesternorden »Immaculate Heart of Mary« ein und lehrte für einige Jahre am College ihres Ordens in Los Angeles Kunst. 1962 sah die Ordensfrau in der Ferrus Gallery in Los Angeles Andy Warhols ikonisches Pop-Art-Werk »Campbell’s Soup Cans«. Das Werk des damals noch weitgehend unbekannten Künstlers war für Kent ein fast göttlicher Wink, sich von der figürlichen Malerei zu verabschieden. Fortan integrierte sie Elemente der »Pop-Art« wie Werbeslogans, Fotografien aus Illustrierten oder Zitate in ihr Werk. Sakrales und Profanes vermischten sich.

Kents Kunst war dem damaligen Erzbischof von Los Angeles, Kardinal James McIntyre, deshalb zunehmend ein Dorn im Auge. Die bunten Werke der Nonne seien »blasphemisch«. Dieser Konflikt gipfelte schließlich 1968 darin, dass Kent ihren Orden verließ. Fortan war sie in Boston als freischaffende Künstlerin tätig und mischte sich immer stärker in die politischen Debatten ihrer Zeit ein. Mit dem Siebdruck »manflower« (1969) kritisierte Kent zum Beispiel den Krieg der USA in Vietnam. Unter dem Foto eines verwundeten US-Soldaten prangt neben der militaristischen Aufforderung »MANPOWER!« die krakelige Titelzeile aus Pete Seegers berühmtem Antikriegslied »Where have all the flowers gone?« Für die Künstlerin war die Zerstörung der Schöpferkraft des Menschen im Krieg unerträglich. 1986 starb Corita Kent an Krebs. Die Penzberger Ausstellung zeigt, wie aktuell ihr Werk ist. Während rechte Kreise die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Erbe des Christentums gerne als »Verhöhnung« denunzieren, vereinen Kents Arbeiten spirituelle Tiefe und zeitgenössische Form.

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