Medienkritik
Die getötete Frau
von
Judith Bauer
vom 03.09.2021
Der Tod einer schönen Frau ist ein beliebtes Motiv in der Kunst (Fotoillustration: iStock by Getty / GeorgePeters)
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Wie gemalt liegt sie am Fuß der Treppe: eine Frau im dünnen Morgenmantel, das Gesicht der Kamera zugewandt. Sie ist tot, möglicherweise die Treppe hinabgestürzt und ist dabei sehr symmetrisch gelandet. Die Kamera kommt mit einer dramatischen Bewegung näher und zeigt das makellose Gesicht der jungen Frau, eingerahmt von blonden Locken, etwas Blut auf dem Haar verrät eine Kopfverletzung. Die offenen Augen schauen erstaunt.
Hans Peter Basler 24.09.2021:
Judith Bauer empört sich in dem Artikel »Die getötete Frau« darüber, dass das Fernsehprogramm voller toter Frauen sei, die Opfer männlicher Gewalt geworden seien. Für sie offenbart sich im Anblick der schönen Toten ein »tief sitzender Sexismus« der männlichen Betrachter, gegen den auch der gestiegene Einfluss von Intendantinnen, Programmdirektorinnen, Drehbuchautorinnen und Regisseurinnen bislang wenig ausrichten konnte. Aber wollen diese überhaupt etwas ausrichten? Auf diesen Gedanken kann man kommen, wenn man sieht, dass sich die Autorin selbst mit Verbesserungsvorschlägen auffallend zurückhält: Der Beziehungsmord an einer Frau soll immer als »Femizid« bezeichnet werden und bei Kameraeinstellungen der »voyeuristisch-männliche Blick« gebrochen werden. Das ist alles. Verbesserungsvorschläge dieser Art dienen aber wohl eher dazu, das männliche Täterprofil zu schärfen und damit im Einklang mit dem feministischen Grundmuster von der guten Frau und dem bösen Mann die weibliche Opferrolle zu stärken. An der soll nämlich nicht gerüttelt werden, weil sich davon Forderungen nach weiblicher Sonderbehandlung ableiten lassen.
Thomas Vogel 24.09.2021:
Die These von Judith Bauer halte ich für ziemlichen Unsinn. Für viele Frauen ist es anscheinend das höchste Ziel, Frauen immer wieder zu Opfern zu stilisieren, auch wenn die Realität anders aussieht. In der Realität werden häufiger Männer ermordet. Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass Männer in dieser Hinsicht eigentlich benachteiligt sind. Passt aber nicht zur Ideologie.