Kino-Tipp
Die Zen-Kunst des Kochens
Kino. Im April zieht Tsutomo Wassersellerie aus dem Sumpf. Und im Juni sammelt er gelbe Pflaumen. Der Schriftsteller holt sich seine Nahrung aus der Natur und aus seinem Gemüsegarten. In seiner Kochnische verwandelt er diese Schätze in Leckerbissen. Am liebsten serviert er sie seiner Lektorin Machiko, die den Einsiedler ab und an besucht und ihn zum Schreiben eines neuen Buches überreden will. Doch Tsutomo, der sich seit dem Tod seiner Frau vor 13 Jahren in eine Hütte in der Bergeinsamkeit von Nagano zurückgezogen hat, ist noch in Trauer gefangen.
Im Zen-Kloster lernte er die Kochkunst
Neben Machiko pflegt er nur zu seiner ebenfalls einsam lebenden Schwiegermutter Kontakt. Die Welt dieses stillen Dramas, das auf einer autobiografischen Erzählung basiert, wirkt fremd und vertraut zugleich. Die kontemplative Hingabe bei der Essenszubereitung und die Freude, dass es einem sympathischen Menschen schmeckt, erscheinen universell; die Kochkunst Tsutomos, die er in seiner Jugend in einem Zen-Kloster erlernte, dagegen exotisch. Wie bei den Pflaumen, die erst nach monatelangem Einlegen perfekt sind, muss man sich beim Zuschauen einschwingen auf die Bedächtigkeit dieser sich über zwölf Monate erstreckenden Chronik – in der dennoch Entscheidendes geschieht. So entpuppt sich das Zen des Kochens nicht als kulinarischer Selbstzweck, sondern als Ariadnefaden eines spirituellen, von Abschieden und Aufbrüchen gesäumten Heilungsprozesses. Die Botschaft dieser bildschönen Meditation über Werden und Vergehen, Kargheit und Genuss ist schwer in Worte zu fassen. Klar wird aber, dass das Kultivieren eines Gartens, ein Leben zwischen Beeten und Büchern, dem Paradies ziemlich nahe kommt.
Das Zen-Tagebuch (Japan 2022). Film von Yuji Nakae, 111 Min. O. A.