Wolfgang Niedecken
»Ich war mit mancher Meinung sehr naiv «
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Publik-Forum: Das neue Album »Zeitreise/Live im Sartory« enthält »revitalisierte« Versionen von Songs Ihrer Klassiker »Affjetaut« (1980), »für usszeschnigge!« (1981) und »vun drinne noh drusse« (1982). Warum machen Ihnen diese Nummern heute noch gute Laune?
Wolfgang Niedecken: Weil die Reaktionen der Menschen auf diese Songs eine emotionale Welle lostreten. Die Resonanz auf Stücke wie »Zehnter Juni« bei der »Alles fließt«-Tour vor einigen Jahren war herzergreifend, Leute haben teilweise geweint vor Freude. Das Stück haben wir 1982 nach der großen Demonstration in Bonn-Beuel gegen den Nato-Doppelbeschluss geschrieben. Als wir nach dem Beginn von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine gefragt wurden, ob wir das jemals wieder spielen würden, sagte ich: »
Konrad Freiwald 14.06.2024:
Man reibt sich die Augen. Ist das wirklich Wolfgang Niedecken, den wir von den Liedern kennen, die er jetzt noch einmal auf der Tour präsentiert? Ist er jetzt wirklich der Meinung, dass wir einen nuklearen Schutzschirm brauchen und kriegstüchtig werden müssen, weil sonst der Russe bald an der Elbe steht? Viele seiner Songs sind aktueller denn je, und eine pazifistische Haltung ist keineswegs naiv. Wir müssen friedensfähig werden, nicht kriegstüchtig. Der Friede ist die einzige Chance, er kann niemals durch Krieg erstritten werden. »Plant mich bloß nit bei üch en« sollte nicht nur für Menschen, die vor einem Einsatz in der russischen Armee fliehen, gelten, sondern genauso für ukrainische Wehrpflichtige.
Georg Lechner 25.05.2024, 18:14 Uhr:
Ich gehöre zur gleichen Alterskohorte wie Herr Niedecken, habe aber erst später zu seiner "Naivität" gefunden. Was er damals zu Recht kritisiert hat, macht jetzt der Nachahmungstäter im Kreml in vielleicht noch krasserer Weise (die Länder des globalen Südens haben den Westen in ähnlich schlechter Erinnerung; man denke an die CIA-Putsche mit nachfolgender kapitalfreundlicher Diktatur im Iran, in Griechenland, in Chile). Daher passen seine Lieder immer noch - und sind eine Erinnerung an das, was den Boden für die schreckliche Gegenwart bereitet hat.