Körper von Wind, Atem, Rauch
Ausstellung. Farbige Rauchschwaden umhüllen bemalte Frauenkörper und die karge Wüstenlandschaft, die für einen flüchtigen Moment verwandelt wird. Die Künstlerin Judy Chicago wollte in den 1960er-Jahren der »Macho-Kunstszene« etwas entgegensetzen, denn Land Art und Pyrotechnik waren damals Männerdomänen. Mit ihren »weichen« Interventionen »feminisierte« sie die Landschaften, wie sie es nannte.
Ihre Kunst ist Teil der Ausstellung »Welt in der Schwebe. Luft als künstlerisches Material«, die derzeit in Bonn zu sehen ist. Eine vielseitige Schau, denn Luft darzustellen ist eine künstlerische Herausforderung: Man sieht nur, was sie mit ihrer Umgebung macht, was von ihr bewegt und getragen wird: Wind, Wolken, Nebel, Dampf, Rauch, Atem. Diese Phänomene bewegen auch das menschliche Gemüt, wie Andreas Gefellers mit der Serie »Clouds« zeigt: Wolkenfotografien, die aussehen, wie Barockgemälde, rufen die Wolke als biblisches Motiv und Symbol der Naturgewalten ins Gedächtnis. Aber was die erhabenen Fotografien »wirklich« zeigen, sind Wasserdampfemissionen aus den Kühltürmen des Kohlekraftwerks Neurath.
Ein relativ junges Phänomen in der Kunst ist Luft als Werkstoff, etwa in der Installation »Pollution Pods«: Fünf miteinander verbundene begehbare Kuppeln machen die Luft in fünf Städten der Welt erfahrbar: Im norwegischen Trondheim ist die Luft klar und sauber, das Klima von Delhi ist stickig und beißend, das Atmen fällt schwer. Möglich macht das eine je spezifische Verbindung aus Ozon, Feinstaub, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid.