Mein angeknüpftes Leben
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Es gab eine Zeit, da war ich aus Prinzip dagegen. Wie bei vielen Theologinnen und ihren Ethiklehrern in den 1980er-Jahren pochte mein Herz für jeden Menschen, dessen Gehirn für tot erklärt worden war. Ich bestand auf dessen Recht, »normal«, also am Stillstand des eigenen Pulses, zu sterben. Vor allem verlangte ich für seine Angehörigen die Chance, sich von dem geliebten Menschen zu verabschieden. Eine Organentnahme war für mich »Ausweidung« eines Menschenkörpers. Eine Niere, die an fremde Adern genäht wurde, verachtete ich als »Ersatzteil«, und die Gier nach solchen Werkstücken, die uns ewiges Leben verhießen, fand ich anmaßend, ja skrupellos. War es nicht theologisch inkorrekt, einfach nicht sterben zu wollen, wenn meine Zeit gekommen war?
Diese Zeit kam, als ich gerade dreißig geworden war.