Museum
Spannungsvolles Wechselspiel
Im Bronzeguss des Bildhauers Fritz Cremer (1906-1993) löst sich der Mensch vom Kreuz ab. Der einstige Vizepräsident der Akademie der Künste der DDR arbeitete sich immer wieder an christlichen Motiven ab. In einer anderen Arbeit Cremers reißt sich ein Gekreuzigter die Dornenkrone vom Kopf. Beide Werke sind zu sehen im Museum am Dom in Würzburg. Das Kreuzmotiv greift auch der 1953 im sächsischen Dohna geborene Hubertus Giebe im Ölgemälde »Aufrecht Stehender« auf: Seine Menschfigur hat sich davon selbst befreit. Nur wenige andere Museen in Westdeutschland dürften einen vergleichbar großen Bestand an ostdeutscher Kunst zeigen. Dabei versammelt es sowohl die Arbeiten von einstigen Staatskünstlern wie Nonkonformen. Eine Konstellation, wie es sie zu DDR-Zeiten kaum gegeben haben dürfte.
Das Museum am Dom (MAD) gehört dem Bistum Würzburg. Es spricht für das Museum, dass es nicht nur »fromme«, sondern auch religionskritische Arbeiten wie diese zeigt. Das MAD wurde gerade 20 Jahre alt und präsentiert sich optisch, thematisch und museumspädagogisch in völlig neuer Gestaltung. Statt einer rein christlichen Themensetzung hat es universelle Fragen und aktuelle Zeitbezüge im Blick. Seit der Neugestaltung geschieht dies in den sieben Themenwelten »Natur«, »Mutter«, »Osten«, »Wege«, »Sohn«, »Jenseits« und »Mensch«. Wie auch schon früher stellt das Haus bewusst alte und zeitgenössische Kunstwerke einander gegenüber.
Das Museum hat mit der Neugestaltung die Zahl der ausgestellten Objekte stark reduziert und ist bestrebt, ein breites Publikum anzusprechen. Es bietet Führungen an für verschiedene Zielgruppen wie Kinder, Berufstätige, Senioren oder auch Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
In einer Sonderausstellung zeigt das MAD aktuell das Projekt »Volya« der jungen ukrainischen Kommunikationsdesignerin Diana Buts. Sie erzählt die Geschichte von 32 Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, verankert diese durch Symbole und Schlüsselobjekte und verbindet sie mit einer Karte.