Kinotipp
Picknick in Moria
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Kino. Moria war der Name eines berüchtigten Flüchtlingslagers auf der griechischen Insel Lesbos. Angelegt als Erstaufnahmezentrum für 2800 Menschen, waren dort im Jahr 2020 13 000 Flüchtlinge gestrandet. Zu ihnen gehörten der Afghane Talibshah Hosini und seine Familie. Zur Untätigkeit verdammt, entsann er sich, nach einem Jahr des Wartens auf einen positiven Asylbescheid, seines Berufs. Der Theaterschauspieler und Filmemacher beschloss, mit der Kamera gegen die Hoffnungslosigkeit anzukämpfen und mit einem Spielfilm den Geflüchteten eine Stimme zu geben. So ist dieser Dokumentarfilm auch ein Film im Film, in dem gestellte Szenen von der inneren Zerrüttung der Menschen erzählen, die an der Ausweglosigkeit ihrer Situation verzweifeln. Zugleich wird durch die Beobachtung des »Making Of« der beschwerliche Alltag in dem überfüllten Camp deutlich. Diese Spiegelungen haben den Effekt, dass man gelegentlich nicht weiß, ob man es mit einer Inszenierung oder »echtem« Drama zu tun hat. Und dann verrät Talibshah, der durch die Taliban zur Flucht gezwungen wurde, auch seinen eigenen Frust, wenn er etwa seine kleine Tochter ausschimpft, weil sie sich in einer Szene, in der sie eine Ertrinkende spielen soll, nicht recht ins Wasser traut. Aus diesen Schnappschüssen setzt sich das Panorama einer humanitären Katastrophe zusammen: eine apokalyptisch anmutende Szenerie, in der die Menschen in dem aus Zelten und selbstgebauten Baracken improvisierten Lager wie in einem Gefängnis feststecken. »Wir suchten in Europa den Fortschritt, gelandet sind wir in der Steinzeit«, sagt Talibshah. Bei der Filmvorführung unter freiem Himmel schließlich zeigt sich die erlösende Kraft der Kunst, werden durch eine unerwartete Wende Mut und Zuversicht belohnt.