Kinotipp
Was will der Lama mit dem Gewehr?
Kino. Im Königreich Bhutan im Himalaya, weit weg von der Bosheit der Welt, liegt das Bergdorf Ura. Noch herrscht Friede, doch der von oben verordnete soziale Wandel sorgt für Unruhe. Der König will sein Land in eine parlamentarische Monarchie verwandeln. Deshalb schickt er im Jahr 2006 Beamte in entlegene Gegenden, um seinen Untertanen die Demokratie nahezubringen. So macht sich die Leiterin der Wahlkommission, Yangden, auf nach Ura, um dort die Testwahl zu überwachen, mit der die Dörfler auf richtige Wahlen vorbereitet werden sollen. Zugleich beauftragt der örtliche Lama den jungen Mönch Tashi, ihm Gewehre zu beschaffen – die benötigt er für eine religiöse Zeremonie an Vollmond, just dem Tag der Testwahl. Dabei kommt Tashi dem Antiquitätenschmuggler Benji und seinem Kunden, einem reichen Waffennarr aus den USA, in die Quere, die ein antikes Gewehr suchen.
In dieser schlitzohrigen, von Laiendarstellern verkörperten Geschichte wird im Mikrokosmos anschaulich, wie Menschen um die Balance zwischen Aufbruch und Bewahrung der Tradition kämpfen. Schon regen sich beim Miniwahlkampf die gesellschaftlichen Gifte »Hass, Konflikt und Leid«, so sorgt sich der Lama. Doch im buddhistischen Bhutan ist das Wachsen des Bruttonationalglücks wichtiger als das monetäre Wachsen. Damit das so bleibt, muss sich etwas ändern, so die Botschaft dieses feinfühligen Films.
Was will der Lama mit dem Gewehr? (Bhutan/F 2023). Film von Pawo Choyning Dorji, 107 Min.