Lesetipp
Wie eine Liebesgeschichte nach dem Happy End weitergeht
Roman. »Es wird nach einem Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt«, heißt es in einem Lied von Kurt Tucholsky. Das glückliche Ende, bei dem die Liebenden sich nach vielen Wirrungen in die Arme fallen, gibt es tatsächlich meist erst in der finalen Filmszene oder auf den letzten Seiten eines Liebesromans. Im neuen Buch von Ewald Arenz aber ist es umgekehrt: Elias und Clara spüren ihre Anziehung schon bei der ersten Begegnung und kommen trotz bestehender Beziehungen, unterschiedlicher Lebensstile und eines Altersunterschieds – die Frau ist zehn Jahre älter – nicht ganz problemfrei, aber ziemlich zügig zusammen. Man hat noch kein Drittel dieses Buches gelesen, als der coole, legere Schauspieler Elias und die ernste, verschlossene Fotografin Clara nach einer nächtlichen Radtour mit dem Lastenbike beschließen, ihre Liebe trotz aller Widerstände zu leben und ein Paar zu werden. Bald nach dem frühen Happy End aber beginnen die »miesen Tage«: Clara, die ihren Job bei einer Tageszeitung verloren hat, kriegt ein neues Stellenangebot im weit entfernten Hamburg, Elias hat ein Engagement am örtlichen Theater und kann nicht mit. Claras Mutter wird dement, muss ständig irgendwo abgeholt werden und endet in der Psychiatrie. Elias erkrankt an einer lebensgefährlichen Infektion, liegt in der Klinik, schwankt zwischen Leben und Tod. Um den jeweils anderen nicht zu belasten, trennen die beiden sich mehrfach. Es ist erstaunlich, wie es Ewald Arenz gelingt, die Konflikte eines modernen intellektuellen Paares mitsamt den üblichen Beziehungsängsten, individualistischen Rückzügen und Whatsapp-Chats glaubhaft abzubilden und die Geschichte dennoch beständig mit einer heftigen Liebe zu durchwirken, die auch die Lesenden in einen starken Sog zieht. Wenn man heute überhaupt noch einen literarisch ernst zu nehmenden herzerwärmenden Liebesroman schreiben kann, dann wahrscheinlich so wie Ewald Arenz in »Die Liebe an miesen Tagen«.