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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 13/2021
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft
Religion & Kirchen

Anschlag von Würzburg
Ein Ziel für den Wahn

Drei Menschen wurden in Würzburg erstochen, mehrere schwer verletzt. Der Anschlag hat eine politische Dimension, auch wenn der Täter psychisch krank ist.
von Matthias Drobinski vom 06.07.2021
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Nach der Schreckenstat von Würzburg (Foto: PA/DPA/Daniel Karmann)
Nach der Schreckenstat von Würzburg (Foto: PA/DPA/Daniel Karmann)
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Drei Menschen erstach Abdirahman A. an einem Freitagnachmittag in einem Würzburger Kaufhaus. Er soll dabei »Allahu Akbar« gerufen haben. Später, als er, von der Polizei angeschossen, im Krankenhaus lag, murmelte er vom Dschihad. Der aus Somalia stammende Mann habe ein islamistisch motiviertes Attentat begangen, sagte daraufhin Bayerns CSU-Innenminister Joachim Herrmann. Dann aber zeigte sich: Der Täter war psychisch krank, ob überhaupt schuldfähig, wird nun das Gericht klären müssen. War also Bayerns Innenminister voreilig? War es falsch, die Tat politisch zu deuten?

So einfach aber ist die Sache auch wieder nicht. Immer mehr zeigt sich: Die Grenzen zwischen politisch oder religiös begründetem Hass und psychischem Wahn sind vor allem bei jenen einzelgängerischen Attentätern fließend, die sich

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Klaus Beurle 06.08.2021:
Gewiss, islamistisch motivierte Gewalt ist von psychischem Wahn nicht eindeutig zu unterscheiden. Bei der Würzburger Gewalttat durch Abdiraham A. deutet vieles darauf hin, dass der Attentäter nicht einer islamistischen Ideologie folgte, sondern extrem psychisch gestört war und nicht wusste, was er tat. Es stellt sich die Frage, ob man psychischem Wahn entgegentreten kann. In Würzburg stellten sich Passanten mit dem Risiko des eigenen Lebens, mit Besen, Stöcken und leeren Händen dem Attentäter in den Weg, um Schlimmeres zu verhindern. Bei der Gedenkfeier für die Opfer der Gewalttat betonten Vertreter der Religionen, dass Wahnsinnstaten eine Gesellschaft spalten und Religionen gegeneinander ausspielen können. »Was uns eint, ist der gemeinsame Gott, den wir als Christen, Muslime und Juden haben, sodass wir dem Versuch widerstehen können, unsere Gesellschaft zu spalten«, sagte Josef Schuster im Namen der Juden in Deutschland. Ahmet Bastürk, der Vertreter der Muslime, machte mit Verweis auf Sure 5,32 die Tragweite einer zerstörerischen beziehungsweise einer rettenden Tat deutlich: »Wenn jemand einen Menschen tötet, so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Wenn jemand ein Leben rettet, so ist es, als ob er alle Menschen gerettet hätte.«

Thomas Müller-Risse 06.08.2021:
So schrecklich der Anschlag in Würzburg ist, dass religiöser Wahn Auslöser für die Tat gewesen sein soll, ist unredlich. Sie haben unerwähnt gelassen, dass der junge Mann in einer städtischen Obdachlosenunterkunft verwahrt wurde, wohl seit Jahren schon. Dort ist er Gewalt und Kriminalität schutzlos ausgeliefert. Es gibt dort keine Privatsphäre, die es ihm ermöglicht hätte, sich zu entwickeln. Dies ist zutiefst inhuman. Integration kann nur gelingen in einer menschenwürdigen Wohnung. Dann sind sprachliche, berufliche und familiäre Entwicklungen überhaupt erst möglich. Dass er psychisch krank wurde und einen Wahn entwickelt hat, ist daher auch kein Wunder.

Georg Lechner 13.07.2021, 10:32 Uhr:
Bei der Verfügbarkeit im Netz für derart mörderische Ansichten ist zu fragen: 1. Wer hält sie aus welchem Interesse verfügbar? 2. Wer tritt gegen Initiativen auf den Plan, staatlichen oder überstaatlichen Behörden rechtliche Handhabe gegen solche mörderische Ansichten zu ermöglichen? 3. Warum gelten für die kommerziellen Plattformen (Facebook, Twitter etc.) nicht die nämlichen Anforderungen wie für kleine oder mittlere Foren?

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