Pro und Contra
Generalstreik für das Klima?
Hanna Zoike:
Ja, denn sonst ist
es zu spät!
Die Klimaemissionen steigen weltweit, statt zu sinken. Parallel dazu wird die Erde immer heißer. Teile von ihr könnten bald nicht mehr bewohnbar sein. Es bleiben nur wenige Jahre, um das noch zu verhindern. Die vergangenen Wochen und Monate haben gezeigt, was die Fridays-for-Future-Bewegung mit ihren Demonstrationen erreichen kann. Das Thema Klimawandel ist inzwischen das Thema Nummer eins in unserer Gesellschaft. Deswegen: Macht mit! Je mehr am 20. September auf die Straße gehen und dafür wenn nötig auch die Arbeit niederlegen, desto besser. Nur wenn wir viele sind, können wir viel bewirken. So wie bisher kann es nicht weitergehen! Es ist daher enorm wichtig, dass wir mit dem Streik für das Klima die Politik unter Druck setzen!
Wir rufen nicht ohne Grund genau am 20. September zum Klimastreik auf. Denn dies ist einer der wichtigsten Tage dieses Jahres. Dann tagt das sogenannte Klimakabinett in Berlin. Es wird darüber entscheiden, ob künftig der Ausstoß des Treibhausgases CO2 in der Bundesrepublik besteuert werden soll. Mit einer CO2-Steuer gäbe es die große Chance, dass die Emissionen sinken würden und wir unserem Ziel ein Stück näherkommen – eine bessere Klimapolitik.
Aber nicht nur für Deutschland ist diese Woche sehr wichtig! UN-Generalsekretär António Guterres hat die Staaten vom 21. bis zum 23. September zum Klimagipfel nach New York eingeladen. Dort wird über das weitere Vorgehen in der globalen Klimakrise geredet werden, über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und darüber, wie die Politik generell nachhaltiger werden kann. Deswegen ist der Klimastreik wichtig. Um weltweit ein starkes Zeichen zu setzen.
Michael Theurer:
Nein, es droht Ökosozialismus!
Ich habe großen Respekt vor Greta Thunberg. Sie hält den Regierungen, die zwar Klimaziele vereinbart haben, aber diese nicht einhalten, den Spiegel vor. Es ist gut, dass so viele junge Menschen für ihre Überzeugungen eintreten und auch Gegenwind ertragen. Protest gegen eine unwirksame Klimapolitik – etwa jene der Bundesregierung – ist angebracht. Dabei sollte einem aber klar sein, wofür man kämpft – und gegen wen oder was.
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Das gilt auch für den großen »Klimastreik« am 20. September. Dazu hat unter anderem der ver.di-Chef Frank Bsirske aufgerufen – um direkt hinterherzuschieben, dass dies keine Streikaufforderung sei. Es ginge um eine Demo, für die man Urlaub nehmen könne. Ein echter Streik wäre auch rechtlich problematisch und in jedem Fall der falsche Weg!
Wenn es um eine Demonstration für den Klimaschutz geht: Ich bin dabei! Unser Vorschlag einer stetig sinkenden Obergrenze auf alle Treibhausgase und für den Handel mit Ausstoßrechten, kombiniert mit Aufforstung, erreicht die Ziele und ist nachweislich der effizienteste Klimaschutz. Hierfür soll gerne demonstriert werden!
Leider macht Fridays for Future inzwischen den Eindruck, dass dort Sozialisten den Ton angeben. Diesen geht es nicht primär um Klimaschutz, sondern um den Kampf gegen die Marktwirtschaft. Dabei gibt es keinen Nachweis, dass andere Wirtschaftssysteme umwelt- und klimafreundlicher seien. Die DDR zum Beispiel betonte zwar schon früh den Umweltschutz, dennoch waren dort am Ende ganze Landstriche verpestet. Auch der CO2-Ausstoß pro Kopf war trotz des geringeren Wohlstandes etwa doppelt so hoch wie in der Bundesrepublik – denn in einer Marktwirtschaft wird viel stärker auf Effizienz geachtet. Wenn die Leute also für einen Ökosozialismus demonstrieren, ist das weder schlüssig noch eine gute Idee.
Hanna Zoike,geboren 2001, wohnt in der Nähe von Göttingen. Seit März ist sie bei Fridays for Future.
Michael Theurer,geboren 1967, ist Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion.
Dr. Klaus-Stefan Krieger 21.09.2019, 21:07 Uhr:
Bei der oft sehr plakativen (so auch in den beiden Pro- und Contra-Statements) Klimadebatte wird manches gerne übersehen, z.B.: Einer der größten Klimakiller ist das Internet. Die Serverfarmen allein in den USA haben einen Stromverbrauch, der 4/5 des Stromverbrauchs ganz Deutschlands entspricht. Erzeugt wird der Strom übrigens durch die Verbrennung von Diesel. Ein direkt wirksamer Friday for future wäre also, wenn alle User jeden Freitag das Internet bestreiken würden.
Heide Itasse 16.09.2019, 09:42 Uhr:
Ja, liebe junge Leute, macht weiter, bis die Politik und die Gesellschaft endlich aufwachen! Aber handelt auch, JEDER!, um endlich Schluss zu machen mit der Schere zwischen Reden und konkretem täglichen Handeln. Schluss mit der Blase der Bequemlichkeit (die Rechnung bezahlen ja andere), es gibt kein „weiter wie gewohnt“ mehr, wir müssen anders denken und auch Verzicht üben, selbst wenn viele das nicht gerne hören. Zum Trost: tut nicht weh, tut sogar gut, der Gewinn an Lebensqualität ist größer als der Verlust.
Heide Itasse, Ettlingen
Ludger Harhues 15.09.2019, 19:52 Uhr:
Leider scheinen viele Politiker erst dann zu reagieren, wenn sie um ihren Posten bangen müssen. Deshalb wäre es erstrebenswert, wenn wircklich große Menschenmassen protestieren würden. Und das hat nichts mit Ökösozialismus, und wer sagt das der schlecht wäre, zu tun, sondern damit ob unsere Kinder in 50 Jahren noch demonstrieren können, oder ob dann die Erde unbewohnbar ist weil Menschen wie Herr Theurer den kurzzeitigen Profit vorziehen.
Sabine Völkl 15.09.2019, 13:45 Uhr:
Ich bin der Meinung es ist unsere Pflicht zu kämpfen- viel zu viel wird schon hingenommen ohne sich zu wehren...Alle schreien und wollen Etwas unternehemen, doch endlich steht Jemand auf und stellt sich vorn dran wird auch schon nach Fehlern gesucht...Ich unterstütze Menschen, die den Mut haben, das zu tun was anderen Angst macht....Nicht nur meckern, sndern selbst etwas ändern!
Dr. Stefan Waas, Hamburg 14.09.2019, 12:21 Uhr:
Was stand nochmal auf dem Wahlplakat der FDP:
„Schulranzen verändern die Welt! Nicht Aktenkoffer! Denken wir neu.
Nehmt sie beim Wort!
Hermann Pütter 13.09.2019, 10:10 Uhr:
Wie kommt Michael Theurer auf die Idee, dass Ökosozialismus droht, wenn die Jugend darum bittet, am Vortag des New Yorker Klimagipfels ein Zeichen zu setzen? Wer bei jeder Kritik an den Fehlentwicklungen unserer Wirtschaftsweise so in Panik gerät, beweist damit, dass die Probleme der Marktwirtschaft schon ziemlich gravierend sind. Wenn wir Business-as-Usual weiter verfolgen, haben wir unser Kohlenstoffbudget in zehn Jahren aufgebraucht. Was uns dann droht, sollte eigentlich jedem Mitglied des Deutschen Bundestages bekannt sein.
Hanna Leinemann 12.09.2019, 17:27 Uhr:
von Hanna an Hanna: ja, laßt Euch nicht beirren; es ist Eure Zukunft, und ich unterstütze es gern. - Michael Theurer, FDP, hat mit seinem unsäglichen Vergleich gezeigt, daß er nichts, aber auch gar nichts wirklich verstanden hat oder auch nur nicht verstehen will, und somit sich selbst widerspricht, er hätte Respekt vor Greta Thunberg; er hat keinen. - Was soll schlecht sein an "Sozialismus", von lateinisch socialis = kameradschaftlich, gemixt mit Ökologie = kameradschaftlich mit den Kräften der Natur? - Leider hat unsere Heuschrecken-Marktwirtschaft diese Grundlage vergessen; sie ist weder sozial noch ökologisch. -
Walter Montigny 07.09.2019, 10:58 Uhr:
Leserbrief zu Pro und Kontra Generalstreik für das Klima
Nimmt Mensch den Klimawandel ernst, kommen wir ohne sofortiges Handeln und wenn nötig Neuorientierung nicht aus. Dazu gehört auch, dass jeder Mensch eingeladen wird, sich für die Bewahrung seiner Lebensgrundlage Erde einzusetzen. FFF hat das verstanden, die Politik bisher leider nicht oder lediglich punktuell.
Herr Theurer gibt hierzu ein Beispiel, indem er wie andere in der Vergangenheit auch, einen drohenden Ökosozialismus an die Wand malt oder FFF sozialistische Unterwanderung bescheinigt.
Und genau solches Handeln der Politik macht keine Hoffnung, dass ohne massenhaftes Engagement des Bürgers Notwendiges auch umgesetzt wird.
Her Teurer, zwei Empfehlungen für Sie. Lesen Sie doch einmal das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“ und die Enzyklika "Laudato si‘" von Papst Franziskus. Sie werden Ökosozialismus und sozialistische Unterwanderung mit neuen Augen sehen.