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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 18/2021
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Pro und Contra
Hat das Einfamilienhaus noch Zukunft?

Das eigene Haus ist die liebste Wohnform der Deutschen. Aber es gilt als Klimakiller, schafft nur für wenige Menschen Wohnraum. Ist es nicht mehr zeitgemäß? Stimmen Sie ab.
vom 21.09.2021
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Markus Neppl:

Ja, wenn es sich neu erfindet!

Zunächst sollte man festhalten: Nicht zukunftsfähig ist, dass sich der Siedlungsraum immer weiter hinein in die Landschaft ausdehnt. In der aktuellen Debatte wird die Typologie des Einfamilienhauses dafür allein verantwortlich gemacht. Doch das ist zu kurz gedacht. Denn Gewerbe-, Industrie- und Infrastrukturflächen wachsen wesentlich massiver und würden auch durch ein politisches Verbot des Einfamilienhauses nicht gestoppt werden.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 18/2021 vom 24.09.2021, Seite 8
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Das Einfamilienhaus, wie wir es heute kennen, ist erst in den 1920er-Jahren entstanden und wurde durch die Förderung der Bausparkassen in den 1960er- und 1970er-Jahren für die Massen erschwinglich. Danach verbreitete es sich rasant in den suburbanen Gebieten rund um die Metropolen. Diese oft etwas tristen Vorstädte sind sicherlich kein Modell für die Zukunft.

In den vielen ländlichen Regionen könnte sich das Einfamilienhaus aber neu erfinden. Die Nahrungsmittelproduktion und Energiegewinnung auf der Parzelle, das Zusammenleben von mehreren Generationen und dank der zunehmenden Digitalisierung das Homeoffice – diese Entwicklungen könnten das Einfamilienhaus wieder zum progressiven Modell machen. Die Gebäude können zudem mit regionalen Baustoffen deutlich ökologischer gebaut werden. Also herzlich willkommen im Einfamilienhaus der Zukunft aus dem 3D-Drucker, mit Holzschindeln verkleidet und Solarzellen auf dem Dach, Arbeitsplatz im Homeoffice unter dem Dach und Kartoffeln im Garten.

Das ist vielleicht ein etwas naiv-rosiger Blick in die Zukunft. Doch kategorische Verbote helfen auch nicht weiter. Für zukunftsfähige Wohnkonzepte brauchen wir viele Optionen und den Mut, unsere Siedlungsräume neu zu denken. Wer etwas verändern will, sollte planen und nicht einfach nur verbieten.

Stefan Hartmann:

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Nein, stoppt den Häuserteppich!

Auf der grünen Wiese wird laut Umfragen immer noch am liebsten gebaut. Aber die schwindet rasant. Zumindest in der kleinen Schweiz ist das so. Das »Hüsli«, der Kleinbürgertraum unserer Eltern, ist nicht mehr zu verantworten. Heute verschwindet pro Sekunde ein Quadratmeter Boden unter der Baggerschaufel. Ein Häuserteppich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten über das Land ausgebreitet. In Deutschland sieht es ähnlich aus. Im Gefolge dieses Booms sind in den vergangenen dreißig bis vierzig Jahren viele Schnellstraßen und Einkaufszentren neu gebaut worden. »Stoppt die Zersiedelung«, sagten die Jungen Grünen in der Schweiz und forderten schon vor zehn Jahren ein Bauverbot für das »Hüsli«.

Doch es hält sich hartnäckig in den Köpfen junger Familien. Es ist, neben den Kindern, der große Lebenstraum. Der Traum ist jedoch nahezu unerschwinglich geworden. Nur weit draußen im Land ist der Boden noch bezahlbar. Für den Traum ist man bereit, weit zu pendeln und sich bei der Bank hoch zu verschulden. Aber was, wenn das Projekt Familie scheitert und es zur Scheidung kommt? Dann wird das Haus echt zum Klotz am Bein.

Sicher, das Einfamilienhaus ist nicht einfach per se schlecht. Man muss es aber neu denken. Der Bestand an Einfamilienhäusern aus den 1950er-Jahren bietet Chancen. Deren Erbauer, die Babyboomer, sind ins Alter gekommen. Ihre großen Häuser und Grundstücke werden oft nicht vollständig genutzt, Quartiere drohen zu veröden. Hier sollten die Kommunen aktiv werden und eine sanfte Verdichtung fördern, damit junge Familien einziehen können und die Quartiere mit neuem Leben erfüllt werden. Häuser können etwa um ein Geschoss erhöht werden. Und wo der Platz vorhanden ist, kann man auch anbauen. Näherrücken ist ohnehin gefragt.

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Personalaudioinformationstext:   Markus Neppl, geboren 1962, lehrt Stadtentwicklung am Karlsruher Institut für Technologie.

Stefan Hartmann, geboren 1951, ist Autor des Buches »(K)ein Idyll – Das Einfamilienhaus«. Triest. 176 Seiten. 39 €.
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Hat das Einfamilienhaus noch Zukunft?

Das eigene Haus ist die liebste Wohnform der Deutschen. Aber es gilt als Klimakiller, schafft nur für wenige Menschen Wohnraum. Ist es nicht mehr zeitgemäß? Stimmen Sie ab.
36 x Ja, wenn es sich neu erfindet
41 x Nein, stoppt den Häuserteppich!
insgesamt abgegebene Stimmen: 77
53%
Schlagwörter: Verbot Wohnraum
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Wiete Zimmermann 22.10.2021:
Einfamilienhäuser sind nicht mehr zeitgemäß und sie sind Klimakiller: 1. Einfamilienhaussiedlungen sind oft nur mit Individualverkehr zu erreichen. 2. Der Verbrauch an (versiegelter) Grundstücksfläche ist unverhältnismäßig hoch. 3. Das Einfamilienhaus ist ein starres Wohnmodell für den Lebensabschnitt mit Kindern, es lässt sich nur schwer für andere Wohnformen modifizieren. Zeitgemäßes Wohnen muss flexibler und grundsätzlich bescheidener werden!

Wiete zimmermann 24.09.2021, 09:50 Uhr:
Einfamilienhäuser sind nicht mehr zeitgemäß und in vieler Hinsicht Klimakiller:
1. Einfamilienhaussiedlungen sind oft nur mit Individualverkehr zu erreichen. Stadthaus- oder Reihenhauslösungen im bebauten Bereich mit Anbindung an ÖPNV wären die bessere Alternative.
2. Der Flächenverbrauch für beheizte Wohnfläche und (versiegelte) Grundstücksfläche ist unverhältnismäßig hoch, auch wenn Niedrigenergiehäuser zur Pflicht werden und Bebauungspläne eine Nachverdichtung untersagen. Hier müssten grundsätzlich im Ausgleich an anderer Stelle Flächen entsiegelt werden - wenn denn unbedingt neu gebaut werden muss.
3. Das Einfamilienhaus ist ein starres Wohnmodell für den relativ kurzen Lebensabschnitt mit Kindern, es lässt sich nur schwer für andere Wohnformen modifizieren. Zeitgemäßes Wohnen muss flexibler und grundsätzlich bescheidener werden!

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