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Publik-Forum, Heft 17/2015
Der Inhalt:

Prostitution weltweit legalisieren?

Sex gegen Geld führt zu Menschenhandel und Gewalt. Um das Problem in den Griff zu bekommen, wird die weltweite Legalisierung der Prostitution gefordert. Denn dann verlässt sie den Schattenraum. Ist das die Lösung? Sagen Sie uns hier Ihre Meinung! Argumente? Lesen Sie in diesem Pro und Contra
von Susanne Kahl-Passoth, Lea Ackermann vom 13.09.2015
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Prostitution weltweit legalisieren? Susanne Kahl-Passoth (links) sagt: "Ja!" Lea Ackermann (rechts) sagt: "Nein!" (Fotos: epd/Schoelzel; Solwodi Deutschland e.V.)
Prostitution weltweit legalisieren? Susanne Kahl-Passoth (links) sagt: "Ja!" Lea Ackermann (rechts) sagt: "Nein!" (Fotos: epd/Schoelzel; Solwodi Deutschland e.V.)

Susanne Kahl-Passoth: »Ja, das schützt die Prostituierten«

»Nicht die Prostitution an sich gilt es zu bekämpfen, sondern den Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung! Prostitution ist erfahrungsgemäß durch Verbote nicht aus der Welt zu schaffen, sondern wird dadurch in die Illegalität abgeschoben. Die Opfer von Menschenhandel werden damit kriminalisiert und sind der Gewalt und Ausbeutung noch schutzloser ausgeliefert. In der Illegalität haben sie noch weniger Möglichkeiten, auf sich und ihre Situation aufmerksam zu machen. Menschenhändler sowie Bordellbetreiber, die Minderjährige zur Sexarbeit beschäftigen, müssen stärker verfolgt und bestraft werden. Für Freier, die wissentlich Sex mit Opfern von Menschenhändlern und mit Minderjährigen haben, gilt das ebenso. Einnahmen, die dadurch erzielt werden, sind zu beschlagnahmen und der Arbeit mit den Opfern zur Verfügung zu stellen.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 17/2015 vom 11.09.2015, Seite 8
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Eine Legalisierung von Prostitution, die einvernehmlich zwischen Erwachsenen erfolgt, erfordert begleitende gesetzliche Regelungen, die den Schutz der Menschenwürde und -rechte der Sexarbeiterinnen wahren. Dazu gehören bei uns etwa eine Erlaubnispflicht für das Betreiben von Prostitutionsstätten mit klaren Vorgaben und Mindeststandards, was die Ausstattung, Hygiene und auch die Sicherheit betrifft. Angebote für Gesundheitsuntersuchungen und Beratung außerhalb der Arbeitsstätten sollten in genügender Anzahl zur Verfügung stehen. Betreiberinnen und Betreiber sollten nur ein eingeschränktes Weisungsrecht gegenüber den bei ihnen arbeitenden Frauen und Männern haben, also nicht über Freier und Sexualpraktiken bestimmen können. Die Stigmatisierung von Prostituierten muss aufhören, das Thema raus aus der Schmuddelecke. Wir brauchen einen aufgeklärten gesellschaftlichen Dialog – kein Pharisäertum.«

Lea Ackermann: »Nein, Frauen werden dadurch zur Ware«

»Glitzernde Wellnessoasen, Marmorböden, Samtbettwäsche. Selbstbestimmte Frauen, die Männern ihre sexuellen Wünsche von den Lippen lesen und diese – für eine monetäre Gegenleistung – nur zu gerne erfüllen. Dieses Bild von Prostitution wird in der Öffentlichkeit gerne gezeichnet, weil es suggeriert, dass nichts Verwerfliches daran ist, wenn Menschen für Sex bezahlen. Doch mit der Realität hat es nichts gemein.

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Täglich werden rund um den Globus Tausende Frauen und Kinder in der Prostitution ausgebeutet: Sie werden geschlagen, vergewaltigt, zu abartigen sexuellen Praktiken gezwungen und um ihren Lohn geprellt. Auch in unserem Land, in dem Prostitution rechtlich als Dienstleistung anerkannt ist, findet diese Ausbeutung statt: hinter den glitzernden Fassaden der legalen Bordelle und vor unser aller Augen auf jedem Straßenstrich. Keine Frau entschließt sich freiwillig dazu, täglich zehn, zwanzig oder dreißig Männer über sich ergehen zu lassen und sich für zwanzig Euro zu verkaufen. Keine Frau überlebt diesen Missbrauch, der in unserem Land zu einem lukrativen Geschäft umgedeutet wurde, unbeschadet.

Seit Prostitution bei uns als Beruf anerkannt ist, steht dem Geschäft mit der Ware Frau nichts mehr im Weg. Bordellbetreiber, Zuhälter und der Staat verdienen mit der Ausbeutung der Frau Millionen. Gleichzeitig argumentieren Sexkäufer, dass der Kauf von Frauen für die Erfüllung ihrer sexuellen Wünsche legitim und legal sei. Sexuelle Intimität ist in unserem fortschrittlichen Land zur Ware degradiert worden, die Frau nichts weiter als ein käufliches Produkt.

Prostitution zu legalisieren bedeutet, die Kommerzialisierung von sexuellem Missbrauch zu legalisieren. Eine Gesellschaft, die sich dafür ausspricht, hat es nicht verdient, sich zivilisiert zu nennen.«

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Personalaudioinformationstext:   Susanne Kahl-Passoth, geboren 1948, war bis 2013 Direktorin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg. Die Pfarrerin ist stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Frauenrates.
Lea Ackermann, geboren 1937, ist Ordensschwester und Gründerin des Projekts Solwodi, das sich für Frauen in Notlagen engagiert.
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Klaus Bohne 24.09.2015, 21:05 Uhr:
Ich kann Frau Kahl-Passoth nur zustimmen.Allen Sozialarbeiterinnen, die aus eigenem Entschluss in selbstloser und aufopferungsvoller Weise anderen Menschen helfen,-sei es nun im Pflegeheim oder im Bordell-, gebührt unser Dank und aller Schutz, der möglich ist.

Liddi95 15.09.2015:
"Bedient" eine Frau jeden Tag 10 oder 20 Freier, dann sind das im Monat bei 20 Arbeitstagen 200 Mal Geschlechtsverkehr - das übersteht k e i n e einzige Frau unbeschadet rein physisch schon nicht.Was dann folgerichtig diese Frauen nach einigen Jahren dieses "Gewerbes" erwartet, wird verschwiegen. Es sind Vorfälle von Gebärmutter und Scheide, sowie Hämorrhoiden. Schon mehrfach Gebärende haben diese Probleme nur zu oft - wie gravierend das dann bei Prostituierten aussieht, dazu kann man nur seine Fantasie spielen lassen.
Das wird diesen Frauen natürlich keiner vorher in Aussicht stellen - aber dass es auch noch die Verschweigen, die es wissen müssen und auch die, die diese Schäden dann beheben müssen, ist ein Verbrechen.

Gaby Scheffler-Schulz 14.09.2015:
Kein Mensch hat das Recht "Sex" zur eigenen Befriedigung zu kaufen. Mögen sich alle Befürworter_innen der legalisierten Prostitution, die das von ihrem Elfenbeinturm herab proklamieren, sich in ihre eigenen Körperöffnungen hineinfühlen. Und spüren, wie es ist, sich täglich von fremden Männern mehrfach gegen Geld penetrieren zu lassen. Münder, Vaginen und Anusse sind dafür nicht geschaffen worden.

Gerhard Schönborn 14.09.2015:
Natürlich kann die Prostitution durch ein Verbot nicht vollkommen beseitigt werden. Was für ein unsinniges Argument. Auch häusliches Gewalt und Vergewaltigungen in der Ehe sind in Deutschland nicht beseitigt - trotz Strafandrohung. Deshalb braucht es Frauenhäuser. Hinsichtlich der Prostitution: Die Erfahrung in Deutschland zeigt, dass die Legalisierung von 2001 eine Zunahme zur Folge hatte: eine Zunahme der sexuellen Ausbeutung von Mädchen und Frauen. Jetzt können die Zuhälter, Freunde und Kumpels "ihre" Frauen auf offener Straße hinstellen, daneben stehen und abkassieren. Was soll daran besser sein? Warum eine ehemalige Frauenrechtlerin! sich für Dominas & Sexarbeiterinnen stark macht, statt für Frauen, die gedehmütigt, erniedrigt und ausgebeutet werden (das betrifft die Mehrheit im Rotlichtmilieu) ist mir völlig unverständlich.

julia543 14.09.2015:
Frau Ackermann, Sie sprechen mir aus der Seele! Auch aus der Seele der unzähligen Zwangs-/Armutsprostituierten hier in Deutschland! Die Frauen brauchen Hilfe und Ausstiegsprogramme und keine legalisierte Ausbeutung "on the top"!!! Prostitution ist eine schwewiegende Verletzung der Menschenwürde und gehört in einer liberalen Gesellschaft in der jeder frei ist, sich einen Partner auf Augenhöhe zu suchen, abgeschafft! Viel Mut und Kraft wünscht man Ihnen!

Edwin Fächner 13.09.2015:
Prostitution sollte nicht legalisiert werden, weil sie die Frau zur Ware
degradiert. Strafrechtlich verfolgt werden sollten aber nur die Freier
und die Zuhälter/Bordellbetriebe. Wichtig ist, dass klar wird, dass
wir weder gesellschaftlich noch religiös argumentiert, Prostitution als OK deklarieren dürfen.

Hanna Leinemann 13.09.2015, 11:57 Uhr:
Frauen werden nicht dadurch zur Ware, daß Prostitution legalisiert wird - sie sind es längst, und nicht erst, seit Prostitution als Beruf anerkannt wurde. - Der kriminelle Hintergrund des Menschenhandels ist zu bekämpfen, ohne immer wieder auf irgendeinem Auge blind zu sein. -

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