Pro und Contra
Sonntagsgottesdienst aufgeben?
Julia Koll:
Ja, das schafft Zeit fürs Wesentliche!
Der Gottesdienst am Sonntagmorgen ist ein Klassiker und ein Kulturgut. Ohne ihn würde der Welt etwas fehlen. Das ist unbestritten. Doch was wird aus ihm, wenn keiner mehr kommt? Muss dann wirklich auf Gedeih und Verderb an ihm festgehalten werden, mit Verweis auf seine beeindruckende Geschichte?
Ich meine: Nein. Wo ich als Pastorin regelmäßig für drei oder vier predige, wo der Gesang nicht mehr trägt und sich selbst die Treuesten darüber an der Kirchentür besorgt zeigen – da ist es höchste Zeit umzusteuern. Das sture Festhalten am wöchentlichen Rhythmus und am vermeintlich althergebrachten Ritual bindet zu viele von den immer knapper werden Ressourcen. Schlimmer noch: Es verhindert geradezu, dass wir das tun, was jetzt am nötigsten wäre: mit Fantasie und Gottvertrauen nach vorne zu denken. Denn das ist auch klar: Das Additionsprinzip »Sonntag plus zweites Programm plus Abendandacht plus Jugendgottesdienst plus …« stößt längst an seine Grenzen. Zugleich hat die gesellschaftliche Ausdifferenzierung ein Ausmaß erreicht, das den Traum des für alle gleichermaßen passenden und attraktiven Gottesdienstes naiv erscheinen lässt.
Wir brauchen also viele verschiedene Weisen, Gottesdienst zu feiern – und nicht überall dasselbe. Vor Ort sollte man sich fragen: Worin steckt am meisten Energie? Welches Format verspricht welche lebensweltliche Reichweite? Wie machen Menschen heute Resonanzerfahrungen? Das geistliche Gebot der Stunde: viel genauer wahrnehmen und dann Experimente wagen – ohne den Anspruch, gleich einen neuen Klassiker etablieren zu müssen. Zum Beispiel eine offene Kirche, stundenlang. Etwas Musik. Gelegenheit zum stillen Gebet, zur Segnung oder zum Gespräch über einer Tasse Kaffee – der Sonntagmorgen kann dabei sehr wohl eine besondere Zeit bleiben.
Michael Meyer-Blanck:
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Nein, die Kirche muss verlässlich sein!
Dem Gottesdienst ist nichts vorzuziehen, heißt es in der Regel des heiligen Benedikt (480-547). Recht hatte er. Gottesdienst schafft Ruhe und Konzentration. Er verbindet die Menschen miteinander und mit Gott. Darüber hinaus ist der Gottesdienst ein Stück Kultur und Tradition. Wann er stattfindet, ist dabei eigentlich zweitrangig. Doch der Gottesdienst am Sonntagvormittag ist eine gute Sitte. Jede und jeder kann sich darauf verlassen: Jetzt wird geläutet, gebetet und gepredigt – auch wenn ich selbst nicht hingehe. Ich habe aber jederzeit die Möglichkeit, dabei zu sein. Der Gottesdienst ist keine Vereinsversammlung für Kirchenmitglieder. Er ist öffentlich, regelmäßig, verlässlich. Es ist absurd, über die Abschaffung des regelmäßigen Sonntagsgottesdienstes nachzudenken. Das tut auch niemand ernsthaft. Die Studie der Liturgischen Konferenz hat ergeben, dass der regelmäßige Kirchgang am Sonntag besonders von den Mitarbeitenden der Kirche geschätzt und getragen wird. Viele andere dagegen sagen, sie würden sich eher für besondere Gottesdienste, also alternative Zeiten, Themen und Formate interessieren. Darum stellt sich die Frage: Soll man künftig mehr zeitliche und finanzielle Ressourcen in das alternative Gottesdienstangebot, das sogenannte »zweite Programm«, stecken als bisher?
Ich plädiere für die bleibende Sorgfalt und Wertschätzung im Hinblick auf den Sonntagsgottesdienst und die Sonntagskirchgänger. Diese kommen. Sie tragen den Gottesdienst. Die Besonderheit selbst braucht das Normale und Regelmäßige. Die Glocken laden erkennbar und verlässlich ein – ein Bild für Gottes Zuwendung zur Welt. Der Gottesdienst ist die Kirche »on stage«, der performative Kirchturm. Ihm ist nichts vorzuziehen – am Sonntagvormittag nicht und auch sonst nicht.
Julia Koll, geb. 1975, ist Pastorin der hannoverschen Landeskirche und Privatdozentin für Praktische Theologie an der Universität in Göttingen. Sie hat die Studie »Faktoren des Kirchgangs« geleitet.
Michael Meyer-Blanck, geb. 1954, lehrt Praktische Theologie an der Universität Bonn; Vorsitzender der Liturgischen Konferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Heidrun Meding 03.10.2019, 12:57 Uhr:
Wenn kirchliche Angebote nicht mehr angenommen werden, sollte dies zu Veränderungen oder Neuerungen Anlaß geben.
Nur: Die katholische Kirche wird vermutlich niemals ihre Gottesdienst-Angebote ("Heilige Messe") aufgeben, weil diese für Katholikinnen und Katholiken quasi Pflichtprogramm sind (Pflicht zur Teilnahme an der Sonntagsmesse).
Eine Änderung des katholisch-kirchlichen Angebots dürfte es nur dann geben, wenn die schwindende Anzahl katholischer Pfarrer/Priester/Kleriker so weit geschrumpft ist, daß die Kirchenoberen ihr "Pflichtprogramm" aus Personalmangel drastisch reduzieren müßten. Und das dürfte schon bald der Fall sein.
Man darf gespannt sein, ob sich der Vatikan dann endlich für ein Frauen-Priestertum in die Pflicht nehmen läßt. Ansonsten sägen die Verantwortlichen den Ast, auf dem sie noch immer recht bequem sitzen, kurzerhand ab. Was danach kommt? Das weiß offenbar niemand...
Gerd Möbius 05.09.2019, 21:38 Uhr:
abschaffen würde ich den sonntägl. Gottesdienst (noch) nicht, insofern hätte ich auch mit Nein gestimmt. Freilich sollte der ev. Gottesd. endlich weniger wortlastig und variabler gestaltet werden.
Auch dann könnte es verlässliche Regelmäßigkeiten geben: 1 Gd für alt u. jung (beim "Familiengd." fühlen sich ältere Alleinstehende
ausgeladen),1 medidativer, 1 musikalischer, 1 diakonischer (evtl. mit anschließenden Besuchen), 1 Gesprächs-Gd., ein Gd.z.B. mit Tischabendmahl...könnten sich abwechseln
Josef Göbel 02.09.2019, 23:11 Uhr:
Obligatorisch sollte die Sonntagsheiligung sein nach den Maßen des Evangeliums, also vernünftig.
Der Sonntagsgottesdienst sollte nicht unbedingt in der Vollform begangen werden - in jeder Kirche sollte zur festen Zeit eine sonntägliche Begegnung stattfinden können - die Kirchen als Freiräume erleben lassen - auch das nach dem Maß des Evangeliums - und manchmal eben ein "amtlicher" Gottesdienst
Normann Hepp 01.09.2019, 18:10 Uhr:
Der Gottesdienst als Serviceangebot der KirchenbeamtInnen kann noch eine Zeit lang weiterlaufen.
Aber lebendige Gruppen und Gemeinden legen selbst fest, wie oft, wann und wozu sie sich treffen...KirchenbeamtInnen sind dazu nicht unbedingt nötig.
irmgard Jasker 31.08.2019, 23:21 Uhr:
Gottesdienste sind ein wesentlicher Bestandteil der kirchlichen Verkündigung und nach wie vor eine Zeitraum für Menschen, die einmal zur Besinnung kommen wollen.
Es ist sehr schade, dass nicht mehr diese Möglichkeit nutzen.
Ich kann es nur empfehlen, an dem sonntäglichen Gottesdienst teilzunehmen. Es gibt mir persönlich viel und ist sehr oft ein Denkanstoß.
Viele Gemeinden haben sehr gute PastorInnen. Einfach mal reinhören und gucken.
Alois Dorner 31.08.2019, 16:59 Uhr:
Klar muss sich was ändern. Warum nicht auch ökumenische Gottesdienste!? Das Problem dabei ist, dass die "Hardliner" Glaubensverfall und Verluste von konfessionellen Werten sehen. Die Zukunft wird die Kirchenleitungen noch lehren, wie Gottesdienst zu gestalten ist.
Zudem sollten wir neben dem Sonntagsgottesdienst aus dem reichen Fundus der christlichen Kirchen schöpfen und andere, vor allem in Sprache und Musik moderne Formen "investieren"! Die liturgische Form wird vielfältiger werden müssen - und auch weiblicher. Aber da ist ja der nächste dogmatische "Brocken".
Die Frage nach dem Gottesdienst ist die eine ganz wesentliche im Glaubensvollzug und sie ist mit so viel Angst (der Kirchenleitungen) besetzt, dass das Wesentliche aus dem Blick gerät: der Mensch, der Bruder Jesu, in Frau und Mann!
Alois Dorner
Manfred Geiger 31.08.2019, 12:45 Uhr:
Was mal aufgegeben wird, wird auch schnell vergessen. Ein Gottesdienst ist eine wohltuende Auszeit, nicht nur für die Seele, in einer zu hektischen und zu konsumorientierten Welt. Der Gottesdienst muss ja nicht immer am Sonntagvormittag stattfinden. Auch ein Abendgottesdienst ist oft ein schöner Einstieg für das folgende Abendprogramm oder ein Ausklang zum Wochenende.
Gerhard Schlage 31.08.2019, 01:18 Uhr:
Eigentlich ist die Frage unbedeutend, denn es gibt ja beides. Es gibt Gemeinden in denen Jugend und Erwachsene sich Zeit nehmen, Gruppen bilden, und es gibt dazu Sonntags Gottesdienst. Wie bekloppt so eine Frage erst wird, stellt sich dann heraus, wenn Beerdigungen, Hochzeiten, Oster- und Weihnachtsfest nicht stattfinden, weil die Energien auf eine Offene, nur durch die Gemeinschaft inspirierte Lebenswelt geflossen sind.
Wolfgang Rühle 30.08.2019, 22:53 Uhr:
Ja, Kirche ist nicht beliebig. Gott ist zwar überall und kennt auch keine Zeit. Wir aber sollten unseren Rhythmus haben, oder suchen und finden. Wenn die (göttliche) Zeiteinteilung fällt, die Schöpfung also nicht stattgefunden hat, dann sind wir wirklich nur aufrecht gehende Säugetiere. Ich wünsche mir, dass wir aufeinander zugehen und zwar zuerst auf die, die anderer Meinung sind und herausfinden, warum. Dann haben wir die Chance die Probleme zu erkennen und zu reduzieren, auf allen Seiten der Wettbewerber um die Wahrheit, um den richtigen Weg.Lass uns in Szenarien denken, nicht in Ideologien.
Es geht im beruflichen Umfeld, warum nicht auch im privaten?
Gerd Trube 30.08.2019, 21:31 Uhr:
Es geht nicht nur um den Zeitpunkt (am Rand des Wochenendes fände ich viel besser), sondern auch um Form und Inhalt des Gottesdienstes. Da schließe ich mich ganz dem Kommentar von Frau C.Dietz am 30.08. an.
CorneliaLangenbruch 30.08.2019, 21:14 Uhr:
Ich plädiere für die Beibehaltung des Sonntagsgottesdienstes nicht nur wegen der Verlässlichkeit der Kirche, sondern weil ich es für notwendig halte, dass wir Christen uns zum gemeinsamen Beten, Singen, der Auseinanderstzung mit der "Frohen Botschaft" und der Feier des Herrenmahles treffen. Würde dies an unterschiedlichen Tagen geschehen, hätte das sicherlich zur Folge, dass die Zahl derer, die zusammen Gottesdienst feierten, zwangsläufig noch kleiner sein würde. Das Erlebnis der Gemeinschaft mit anderen Christen wird heute immer wichtiger, weil es nicht mehr selbstverständlich in unserer Gesellschaft ist, dass man als Christ _in lebt.
Helmut Schmidt 30.08.2019, 19:23 Uhr:
Je älter ich wurde, desto mehr schätzte ich den regelmäßigen Kirchgang, wenn ich nicht gerade auf Reisen bin. Mir gibt der Gottesdienst einen Impuls für den Tag und manchmal auch für die ganze Woche. Ich bin katholisch, gehe aber mit meiner evangelischen Partnerin öfters in die evangelische Kirche. Ich finde es dann oft schade, wenn im evangelischen Gottesdienst in erster Linie das Wort und die Musik im Vordergrund steht. Im katholischen Gottesdienst spielen außer dem Hören, Sprechen und Singen auch das Schmecken, Riechen, das Tasten und der Gleichgewichtssinn eine große Rolle. Der Mensch in seiner Ganzheit wird stärker angesprochen. Vielleicht liegt es daran, dass an den evangelischen Gottesdiensten prozentual weniger Christen teilnehmen. Helmut Schmidt, Freiburg im Breisgau
Inge Niewerth 30.08.2019, 18:49 Uhr:
Der Gottesdienst muss aus der Mitte der Gemeinde kommen und von einer Gruppe vorbereitet werden, dann spricht er mehr Menschen an.
Auch ökumenische Gottesdienste sollte es viel öfter geben, damit unser Christentum glaubhaft wird.
Gisela Keßler 30.08.2019, 18:48 Uhr:
Der Gottesdienst am Sonntagmorgen sollte nach meiner Meinung die Regel sein. Das schließt nicht aus, dass in einem festgelegten Rhytmus oder auch in unregelmässigen Abständen Gottesdienste an anderen Orten, in einem anderen Rahmen oder zu anderen Zeiten stattfinden, und zwar anstatt des Sonntagsgottesdienstes. Denn es ist klar, dass eine Vervielfachung des Angebots personell nicht leistbar ist. Aber auch der "normale" Sonntagsgottesdienst muss nicht immer in der gleichen Form ablaufen. Zwar hat Tradition etwas Stabilisierendes, das ein Gefühl der Beheimatung schafft, genauso kann Einengung und Starrheit die Folge sein. " Es recht zu machen Jedermann, ist eine Kunst, die niemand kann", das wussten bereits unsere Vorfahren. Das eine tun und das andere nicht lassen, das erscheint mir als der gangbarste Weg. Und dann wünsche ich mir, dass man dem Gottesdienst anspürt, dass er mit heissem Herzen vorbereitet wurde.
Herbert Fitzka 30.08.2019, 17:51 Uhr:
Der originäre Auftrag der Kirche ist die Verkündigung der frohen Botschaft und die Feier des Erlösungswerkes Jesu Christi. Beides geschieht in tiefer Form in den Gottesdiensten. Ich kann nicht glauben, dass wegen der Gottesdienste die Seelsorge am einzelnen Menschen und die Diakonie leiden muss. Außerdem finde ich die Versammlungen zum Gottesdienst in hervorragender Weise gemeinschaftsstiftend.
Christina Dietz 30.08.2019, 17:44 Uhr:
Ich empfinde die Liturgie als veraltet! Ich singe gern, freue mich sehr über neuere, moderne Lieder! Anstatt Predigt könnte doch auch, gerade bei wenigen Gottesdienstbesuchern, ein Gespräch im Sinn von "Bibel teilen" stattfinden!Oder eine Dialogpredigt, die herausfordert, auch zum gemeinsamen Gespräch!
Ebenso würde ich es begrüßen, wenn öfters auch Motto-Gottesdienste, z.B. mit Musik, zu gesellschaftlichen Themen, zu umstrittenen Glaubensfragen stattfinden, gern auch nicht unbedingt zu üblichen Godi-Zeiten!
Die Gemeinde soll als Ort der Gemeinschaft, des vertrauenvollen Austausches von Lebensfragen sein!
Besonders gilt es, die jungen Leute wieder in diese Gemeinschaft zu holen, ihre Fragen und ihre Kritik ernst zu nehmen!
Nur eine lebendige Kirche ist attraktiv, nicht eine erstarrte, in Gewohnheiten fixierte....
Käte Halbach 30.08.2019, 17:16 Uhr:
Ich finde,der Sonntagsgottesdienst muss auf jeden Fall bleiben! Taufe, Konfirmation, Hochzeit, Beerdigung liegen Jahre ausenander!! Auch der Sonntagskaffee nach dem Gottesdienst ist wichtig und gemütlich und dient der Geselligkeit.Die zusätzlichen Bibel- und Arbeitskreise sind eine wichtige Ergänzung, aber das Kernstück ist und bleibt der sonntägliche Gottesdienst! Ohne ihn ist der Sonntag für mich kein Sonntag!
Beate Krick 30.08.2019, 16:52 Uhr:
Der Gottesdienst am Sonntag hebt diesen Tag von anderen ab, gibt ihm einen besonderen INHALT: eine gute Predigt bewirkt etwas, lässt einen nachdenken oder mit anderen über Themen sprechen, die sonst nicht unbedingt zur Sprache kommen. - Außerdem ist auch das Gemein-schaftsgefühl sehr wohltuend.
M.Scheffer 30.08.2019, 16:23 Uhr:
Der sonntägliche Gottesdienst ist für mich immer wieder eine wichtige Einladung, mich auf die göttliche Gegenwart einzulassen und mich intensiv mit den Fragen und Zweifeln einzulassen; mich zu fragen, was ich mit meinem Leben noch vorhabe, was der Sinn und vielleicht die Aufgabe meines letzten Lebensabschnittes ist und mich immer wieder in der Liebe Gottes geborgen zu fühlen. Dann habe ich wieder Kraft, meinen Alltag zu bewältigen. Wichtig ist mir auch die Gemeinschaft mit den anderen und die Musik im Gottesdienst. Danke an alle Pastoren, die sich von den vielleicht wenigen Gottesdienstbesuchern nicht frustrieren lassen. Da es selten Gelegenheit zu Rückmeldungen bezüglich der Gottesdienste gibt, können sie kaum erfahren, wie wesentlich sie die einzelnen angesprochen haben.
BrigitteSchobeß 30.08.2019, 15:43 Uhr:
Für mich ist der Sonntagsgottesdienst sehr wichtig. Egal wo ich bin, versuche ich daran teilzunehmen. Zu Haus gehe ich meistens in den 11 Uhr Gottesdienstin die Bonhoeffer Kirche München Neuperlach Süd. Vorher schaue ich mir den ZDF Gottesdienst an. Wenn ich in fremden Städten in Gottesdienste gehe, freue ich mich danach auf Gespräche mit Einheimischen und besichtige die Kirche.
Karl Klein 30.08.2019, 15:42 Uhr:
Die Abschaffung des Sonntaggottesdienstes muß vor Ort nach entsprechender Diskussion in der Gemeinde entschieden werden.
Hans-Wilhelm Ubbelohde 30.08.2019, 15:27 Uhr:
Der Sonntagmorgen, als Tag der Auferstehung, ist unverzichtbar. Auch wenn nur noch wenige am Morgen da sind, dann sollten die wenigen ernst genommen werden. Die Mobilität der Gesellschaft trifft nicht für die Alten und Schwachen zu.
Und Regio- Gottesdienst sind für die Pfarrer eine faule Ausrede. Wenn die Pfarrer wöchentlich ihre Gottesdienste vorbereiten, bekommt ihre Woche einen Leitfaden.Kirche darf nicht bequem werden.
Was sollte Wesentlicher sein?
Wo trifft die Kirche die großen Zahlen?
Harald Kampmann 30.08.2019, 14:58 Uhr:
Zu predigen haben evangelische Theologen neben der Seelsorge am intensivsten gelernt. Sie sollten das ernst nehmen, sich gut vorbereiten und ihre Predigten nicht nur im Gottesdienst anbieten, sondern auch schriftlich oder mündlich auf verschiedene Weise. Das Internet bietet dazu reichlich Gelegenheit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Nicht-Gottesdienst-Teilnehmer davon profitieren und sich auf Gespräche mit mir per Email oder telefonisch einlassen. Ich lerne selbst viel dadurch. Das macht möglich, dass die Predigt auch außerhalb des Sonntags gelesen und besprochen werden kann.
Rüdiger Grölz 30.08.2019, 14:34 Uhr:
Ich gehe nicht mehr in den regelmässigen Gemeindegottesdienst. Aber sehr oft zu einem überregionalen Gottesdienst, wo ich sehr vertraute Menschen treffe.
Ralf François 30.08.2019, 14:18 Uhr:
Der archaische Lebensrhythmus von 5/6 Werktagen und einem Feier(Sonntag) ist längst Geschichte, das werden wir gegen den Kapitalismus nicht mehr zurückdrehen. Eine Vielzahl von - auch gläubigen - Menschen arbeitet sonntags entweder oder ist von der ständigen Arbeitsbelastung so platt, dass sie dringend eine wirkliche Auszeit benötigen. Dabei ist das Wochenende - namentlich bei älteren Arbeitnehmern - nicht einmal mehr ausreichend um die Arbeitskraft wieder herzustellen ( siehe drastische Zunahme chronischer Erkrankungen). Um diese Menschen zu erreichen muss dringend eine andere Zeit als der Sonntagmorgen und eine andere Form als der liturgische Gottesdienst gefunden werden, weil der nicht mehr in der Lage ist ein "Wir"-Gefühl, ein Gefühl der Gemeinschaft, der Gemeinde zu erzeugen. Das wird vermutlich deutlich mehr in die Richtung der Seelsorge gehen müssen.
Friedrich Mönkehaus 30.08.2019, 14:02 Uhr:
Die evangelische Kirche sollte sich nicht unbedingt selbst abschaffen!
Rudolf Schlüter 30.08.2019, 10:23 Uhr:
Was ist denn wesentlicher als die Feier des sonntäglichen Gottesdienstes? Gerade eine Pastorin, die Praktische Theologie lehrt, müsste doch eigentlich bessere Vorschläge machen. Natürlich ärgere ich mich immer wieder über Predigten, die viel zu lange dauern, die keinen Bezug zum täglichen Leben herstellen und über Gottesdienste, die einfach langweilig sind. Ich weiß nicht, ob Frau Koll ihren Studenten beibringt, dass der Gottesdienst auch vom Ablauf her vorbereitet und inszeniert werden muss. Ich könnte immer wieder explodieren, wenn ich in evangelischen Gottesdiensten sehe, wie sich Pastoren an ihr Drehbuch d.h. Ringbuch klammern. Das, was Frau Koll als Lösungen vorschlägt, kann nur zusätzliches Angebot sein, nicht Ersatz. Wir sprechen immer von der Feier des Gottesdienstes, also "dann feiert man schön" würde der erste Bundespräsident Theodor Heuß jetzt sagen. Nietzsche hat es schon auf den Punkt gebracht: Die Christen müssten doch viel fröhlicher sein.
Wolfgang Kannegießer 29.08.2019, 17:19 Uhr:
Die ersten Christen versammelten sich am "Herrentag" und an den Wochentagen, wobei der Gottesdienst am Herrentag, am Sonntag sehr schnell verbindlich wurde. Der Sonntagsgottesdienst ist bis heute eine grundlegende Tradition, für viele das zentrale Kennzeichen des christlichen Glaubens überhaupt. Ohne wirklich triftigen Grund sollte er nicht aufgegeben werden. Dennoch ist der Sonntagsgottesdienst keine göttliche Setzung. Er ist von der Gemeinde eingeführt worden, daher kann eine konkrete Gemeinde, wenn die Situation es erfordert, das auch wieder ändern.
Martin Payk 28.08.2019, 09:31 Uhr:
Die Überlegungen der jungen Pfarrerin finde ich erfrischend und zukunftsweisend.
Schon der Satz "Es ist absurd (absurd=gesundem Menschenverstand völlig fern) über die Abschaffung des regelmäßigen Sonntagsgottesdienstes nachzudenken" ermuntert nicht gerade mit dem Hochschullehrer zu diskutieren. Wenn solche Theologen weiterhin Meinungsbildner in der evang. Kirche sind; dann gute Nacht evang. Kirche in Deutschland.
Paul Haverkamp 28.08.2019, 09:07 Uhr:
Immer wieder erlebe ich Kleriker, die glauben, im Sonntagsgottesdienst ihren Zuhörern Gott und die Geheimnisse der Theologie erklären zu müssen. Diese Attitüde der Oberlehrerhaftigkeit in Verbindung mit einer Sprache, die eine Predigt mit einer Vorlesung an einer Uni verwechselt; solche Prediger betreiben Narzissmus auf dem Rücken der Gläubigen.
Jeder Sonntagsgottesdienst muss in meinen Augen durchzogen sein von der jesuanischen Botschaft, die ausgerichtet ist auf den Menschen. Jeder Sonntagsgottesdienst müsste sich Jesus v. N. zum Vorbild nehmen, wie dieser Menschen in ihren Nöten, Sorgen und Ängsten gegenübergetreten ist, und sich vom Mann a. N. inspirieren und leiten lassen.
Nicht theologische Gelehrsamkeit ist gefragt, sondern Menschenzugewandtheit, Bodenhaftung und Erdverbundenheit. Diakonie muss zur Leitplanke alles Christlichen immer wieder angemahnt und realisiert werden.
Gottesdienst ist Menschendienst und Menschendienst ist Gottesdienst!
Paul Haverkamp
Matthias Rabbe 27.08.2019, 11:53 Uhr:
Wer und was sind die Gläubigen oder wer sind die Mitglieder der Evangel. Kirche? Was bedeutet attraktiv bzw. unattraktiv? Und nicht zuletzt, was wird umgekehrt unter dem Begriff "Zeit für das Wesentliche" subsumiert?
Ich erlebe viele Gottesdienste als "attraktiv", Gemeinschaft und Gemeinde fördernd und persönlich sehr bereichernd; unabhängig davon ob sie obligatorisch sind, sprich, jeden Sonntag von jedem Gläubigen besucht wird. Die Gestaltung und Attraktivität, das Wesentliche liegen nicht zuletzt an uns gläubigen Laien selbst. Es geht nicht um die Verlässlichkeit der Kirche (Sonntag, 10 Uhr etc.), sondern um das Engagement des Einzelnen. Kirche, das sind WIR, der frei zu gestaltende Sonntag gehört uns.
Es besteht die Gefahr, dass der Sonntag seine soziale, kulturelle, gesellschaftliche und spirituell-religöse Stellung verliert und zum Werktag (Werkzeug) der Wirtschaft mit Sonntagsarbeit und des Handels mit verkaufsoffenen Sonntagen wird.
Jürgen Rhode 27.08.2019, 11:10 Uhr:
Der Gottesdienst, ganz gleich, ob katholisch, ist eine tragende Säule der Gemeinde, der Kirche. Er ist Treffpunkt der Menschen, die mit Gott rechnen, sich ansprechen lassen durch wort und Musik, Liturgie und optische Elemente. Wenn der Gottesdienst fallen gelassen wird, höhlen wir die Gemeinde aus. Bloß das nicht.
Uwe Langbein 26.08.2019, 23:45 Uhr:
Das Bedürfnis zu Transzendenz und Gemeinschaft wie es ein Gottesdienst anbietet, verblasst immer mehr in unserer Gesellschaft mit ihren vielfältigen Alternativangeboten
und insbesondere der Pseudobefriedigung durch Konsumtion und materielle Werte.
Auf dem Feld der Kunst in der Kirche könnten sich Menschen wieder ein Stück für die christliche Botschaft sensibilisieren lassen. Gerade weil die Botschaften der Kunst auf nicht verbalem Weg vermittelt werden und so die Reibung mit den traditionell besetzten Begriffen der religiösen Verkündigung umgangen wird.
Dies kann nicht der einzige Weg sein, um die Erosion des Stellenwertes der christlichen Kirchen in unserer Gesellschaft aufzuhalten, aber vielleicht einer.
ernst rottmann 26.08.2019, 22:20 Uhr:
Der Sonnragsgottesdienst soll niedrigschwellig bleiben,, soll Einheit stiften; er sollte die Botschaft von Jesus Christus (und nicht persönliche Einschätzungen und Beziehungsstrukturen der Gottesdienstleitung )und die Feier der Sakramente dem göttlichen Wort gemäß in den Mittelpunkt stellen.
ein Herr, ein Glaube, eine Taufe" (Eph 4,4-5).
Dieser Gottesdients soll Mittelpunkt und Impulsgeber sein/werden, (atmende Funktion) - Rückbindung , Rückmeldung der einzelnen Kreise, Gruppen und Sendung in die Aufgaben der neuen Woche.
Ulrike Lang 26.08.2019, 21:15 Uhr:
Ich bin Mitarbeitende, und mir ist der Sonntagvormittag für die Gemeinschaft der Gläubigen wichtig, aber über mehr Begegnung mit anderen rund um den GD wäre ich interessiert.
Die Frage, wie wir Jugendliche, Junge Erwachsene und Familien dabei ansprechen können ist für mich zentral!!
Viel Erfolg uns allen
Angelika Bollinger 26.08.2019, 13:37 Uhr:
In meinem Verständnis ist das nicht die zentrale Frage. Sondern vorher sollte die Frage beantwortet werden, warum der Gottesdienstbesuch in welcher Form und zu welcher Zeit auch immer so wenig angenommen wird. Ich bin aus der Kirche ausgetreten, weil mir die Botschaft, die dort verkündigt wird, nicht ehrlich erscheint und das ist noch zurückhaltend ausgedrückt. Das grundlegendste Missverständnis, dem das Christentum unterliegt, ist nach meiner Einschätzung seine Vorstellung zu wissen, wie Gott oder besser nicht personal, wie das Göttliche ist. Keiner auf Gottes weitem Erdboden weiß es und diese Tatsache gilt es mutig und ehrlich anzuerkennen. Das könnte ein Anfang sein, um kirchenferne Menschen zu gewinnen. - Abgesehen davon, wird mir im Gottesdienst zu viel schlau geredet und zu wenig geschwiegen. Die Ehrfurcht vor "dem großen Geheimnis" geht dabei meist unter.
Mit freundlichen Grüßen und danke für die Umfrage
Angelika Bollinger
Ekkehard Kürschner 26.08.2019, 08:13 Uhr:
Wir sollten uns vielmehr fragen, warum immer weniger Menschen zum Gottesdienst kommen. Wie können wir insbesondere auch junge Menschen erreichen, denen der Gottesdienst ein Bedürfnis ist und die sagen "ich kann aus vielen Gottesdiensten nichts mitnehmen" oder "die Sprache ist mir fremd". Wie wäre es mit mehr Nähe zur Lebenswirklichkeit der Menschen und weniger theologisch-akademische Selbstreflexion.
Silvia Rienhardt 25.08.2019, 22:46 Uhr:
Meine Meinung: Jeden Sonntag in jeder Kirche Gottesdienst abzuhalten ist nicht mehr zeitgemäß und effektiv: zu wenige Gemeindemitglieder bei zu hohem Aufwand für die Pfarrer*innen, die die Zeit für anderes / Gemeindearbeit sinnvoll nützen könnten. Andrerseits ist das Angebot eines Gottesdienstes am Sonntagmorgen ein wichtiger Termin zum Innehalten in einer immer weniger von sinnvollen Werten bestimmten Welt.
Deshalb meine Idee: 4 Gemeinden bilden einen Zusammenschluss. In jeder Gemeinde wird an einem anderen Sonntag Gottesdienst abgehalten (vielleicht mit besonderen Schwerpunkten / Themen). Die Orte und Zeiten der Gottesdienste müssten gut kommuniziert werden.
Also: Zeit für das Wesentliche UND Verlässlichkeit der Kirche.
Valentin Andrej 25.08.2019, 20:40 Uhr:
Ja. Man wird sich was anderes, etwas attraktiveres einfallen lassen müssen.
Die Frage stellt sich, wie kann ich die Jugend ansprechen und gewinnen. Die Kirche muß hinaus zu den Leuten! ( was sonst, wenn keiner mehr hingeht)
Jeder Betrieb, Verein ...muß sich Werbestrategien überlegen, um Erfolg zu haben.
Das gilt in Zeiten wie diesen auch für die Kirche!
Die Kirche muß umdenken, und die Zeichen der Zeit erkennen.
LG Valentin Andrej
Gundula Moldenhauer 25.08.2019, 10:53 Uhr:
Nein, aber mit anderen Ritualen, die ja schon vielfältig gelebt werden- Gottesdienst an öffentlichen Räumen wie z. B. Kneipe, was in Greifswald erfolgreich gelebt worden ist.
Kirchentage sind ein weiteres Beispiel
Ja, zu anderen Zeiten, Sonntag 18.00 was auch schon viel gelebt wird.
Die Starrheit des Rituals zu einer festen Zeit wie seit 100 Jahren passt nicht in unsere uns viel Flexibilität abfordernde Gesellschaft
Johann Hofstädter 25.08.2019, 09:08 Uhr:
Als Christ sollte man jeden Tag innehalten! Ich bin ein sehr kritischer Christ, der schon lange behauptet die christlichen Kirchen haben schon lange den Weg verlassen, den Jesus Christus uns aufgetragen hat. Die Christen zerstören die Welt mit ihrem Konsum. Aber begonnen hat es schon viel früher. Begonnen hat es als das Christentum Staatsreligion wurde. Und meiner Meinung nach wurden fundamentale Fehler gemacht.Ein fundamentaler Fehler ist die Behauptung die Bibel ist Gottes Wort.
Wenn mir einer erklären könnte, warum dann Jesus Christus selber kein einziges schriftliches selbstverfasstes Wort hinterlassen hat, dann wäre mit Sicherheit schon sehr viel gesagt und erklärt, warum das Christentum so einen falschen Weg eingeschlagen hat.
Mit welchem Akt hat Jesus Christus nur Männer geweiht?
Wie konnte Paulus nur ein Wort von Jesus Christus ganz genau wissen, wenn er ihn doch nicht persönlich kannte? Also da gibt es Fragen über Fragen, die keiner zu 100 % beantworten kann.
Hildegard Hüls-Effinger 24.08.2019, 21:09 Uhr:
Der Sonntag ist eine Zeit des Innehaltens und der Besinnung auf das Wesentliche und auch Zeit Gemeinschaft zu erfahren mit der Familie
Aus meiner Sicht besteht die Gefahr.
Sollte der Sonntagsgottesdienst abgeschafft werden, so fürchte ich, dass eine Verweltlichung unserer Gesellschaft noch weiter überhand nimmt und zusätzlich ein Stück unserer Kultur verloren geht.
Vielmehr sollte es darum gehen, zu überlegen, wie der Sonntagsgottesdienst gestaltet werden kann, dass dieser von den Anwesenden als Bereicherung erlebt wird.
Dierk Otto 24.08.2019, 17:26 Uhr:
Vielen Dank für den Beitrag von Julia Koll! Sie spricht mir aus der Seele.
Nach vorne denken und verschiedene Weisen,Gottesdienst zu feiern als Standard! Damit könnte man mich wieder zur Teilnahme gewinnen.
Solange die Standardgottesdienst- Version bedeutet: Predigtgottesdienst am Sonntagmorgen- halte ich es mit Martin Buber: "Ich bin liturgisch abstinent..."
ursula sigg 24.08.2019, 14:01 Uhr:
der sonntagsgottesdienst könnte auch einfacher gestaltet werden, vor allem in kleineren gemeinden. aber mindestens eine all-sonntägliche andacht sollte in gut erreichbarer distanz bestehen bleien
Dr. Rahimo Täube 24.08.2019, 11:54 Uhr:
Die alten religiösen Formen von Gemeinschaft und Ritual sind nicht mehr attraktiv und überzeugend genug. Also müssen wir nachdenken über neue - wohl eher spirituelle - Formen von Gemeinschaft, z.
b. im Kreis sitzen, alle auf Augenhöhe, mit Blickkontakt, einander zugewandt, bereit für Gespräche, Singen, soziale Interaktionen. Bereit für neue Rituale - mit neuen geistig-spirituellen Inhalten.......
Ullrich Walter 24.08.2019, 10:15 Uhr:
Der Gottesdienst am SONNTAG gehört zum Christsein. Für Katholiken ist sogar eine Pflicht. Die Evang. Kirche wird immer mehr ein Verein , wie eine NGO.
Martin Luther würde sich im Grabe umdrehen, würde er wissen, was seine Nachfolger machen. Schafft sich die Evang. Kirche jetzt selber ab und ergibt sich dem Zeitgeist?
Die Kirchen haben zur Zeit eine harte Probe. Solche Stürme, die das Schiff Gottes treffen sollen, muss die Kirche insbesondere die EKD ernsthaft dagegen steuern. Es braucht Persönlichkeiten, die klare Kante haben, ein Wischiwaschi, was die EKD macht führt ins Nichts.
Kirchen sind die einzigen, die heute noch Werte haben, die nicht wie Parteien Grundsätze, weil die Zeit es sagt, über Board werfen.
Wer sagt Christsein heute ist einfach, der lügt. Die Methoden derer, die die Kirche zerstören wollen sind moderner geworden, aber nicht weniger gefährlicher als in den letzten 2000 Jahren.
Der Vorsitzende der EKD sollte diesem Spuk grundsätzlich ein Ende setzen.
Achim Foerster 24.08.2019, 01:50 Uhr:
Falsche Frage. Den Mittelweg wählen: Es bietet ja auch nicht jedes Theater die gleiche Vorstellung zur gleichen Zeit an!
Gunther Britz 23.08.2019, 21:56 Uhr:
Ich denke, wir brauchen beides - den "traditionellen" Sonntagsgottesdienst und alternative Gottesdienstformen!
Doerte 23.08.2019, 21:01 Uhr:
Ich bin für regelmäßige Gottesdienste, weil das die nötige Zeit für die Besinnung und Konzentration auf die Gemeinde, Gott, den eigenen Glauben und sich selbst bietet.
Für mich ist diese Stunde Zeit eine Stunde nur für mich. Keine Störung von außen, keine Ausrede ist nötig, diese Zeit steht mir zu!
Die Kraft und Energie aus der kurzen Zeit trägt mich oft durch die ganze Woche.
Monika Schwarz 23.08.2019, 20:08 Uhr:
Bessere Willkommenskultur, mehr Einbindung ins ehrenamtliche Engagement zum Gottesdienstablauf und allem was dazu gehört, Z.B. mehr Platz und Zeit zu Begegnungen beim Kirchencafe oder Extrakinderbetreuung während des Gottesdienstes, damit sich auch junge Familien trauen und angesprochen fühlen. Gemeindeausflüge und andere Aktionen, kleine Gebetsgemeinschften, die vielleicht wöchentlich zusammen kochen, essen und beten.
Brigitte Seiwerth 23.08.2019, 20:01 Uhr:
Ich lebe in einer kleinen Gemeinde in Österreich. Hier ist es sicher anders als in einer Stadt. Neben dem, was ich von der Predigt für meinen Alltag mitnehme, ist mir die Gemeinschaft mit den Gottesdienstbesuchern wichtig und den Gesprächen nach dem Gottesdienst, ab und zu auch bei einem "Kirchenkaffee". Mir würde Wesentliches am Sonntag fehlen!
RENATE FLIEDNER 23.08.2019, 19:29 Uhr:
Mir ist der Sonntagsgottesdienst sehr wichtig!
Sonntag ist für uns Christen der Ruhetag, an dem wir die Auferstehung Christi(für uns!) feiern.
Das gibt der Arbeitswoche ihren Rhythmus. Wir stehen damit in einer langen Tradition, die wir bitte auch fortführen sollen, statt die Sonntagsruhe immer weiter aufzuweichen und auszuhöhlen.(Z.B. durch verkaufsoffene Sonntag etc.)
Sparsamkeit ist ein schlechtes Argument zur Abschaffung des Sonntagsgottesdienstes.
Besser ist es, Präsenz zu zeigen und einladende Gemeinde Christi zu sein, in der jede/r willkommen ist, auch in neueren Formen, mal zur Abwechslung.
Nicht die Form ist das Wichtigste, sondern der Inhalt, dass uns Jesus Christus gepredigt wird und Gottes Taten für uns. Und dass ein Bezug zum Leben hergestellt wird.
Wolfgang Marquardt 23.08.2019, 17:34 Uhr:
Beide haben recht. Da gibt es weder Ja oder Nein, deswegen kann ich an der Abstimmung nicht teilnehmen. Abgesehen davon, dass nicht alles per Abstimmung zu regeln und zu bestimmen ist. Meinungsbilder sind gleichermaßen erhellend und fragwürdig.
Wenn es nur noch 4 oder 5 Gottesdienstteilnehmer am Sonntagmorgen sind, würde ich den Gottesdienstort oder den Wochenrhythmus auch verändern.
Neue Formen versuchen wir seit Jahren, jedoch ohne durchschlagenen Erfolg.
"Gott loben, das ist unser Amt", das tun wir weiterhin, mit Formen vor Ort, die angenommen werden, aber an Sonntag 10 Uhr halten wir fest.
Pfarrer Wolfgang Marquardt, Stuttgart-Gaisburg
Ambrosius Theis 23.08.2019, 16:49 Uhr:
Ich stelle mir als erstes die Frage: Was ist der rechte Gottesdienst? Das Erfüllen der beiden Liebegebote! Dabei ist die tätige Nächstenliebe erst der Beweis einer rechten Gottesliebe. Die Apostel und die ersten Jünger haben mit dem Verkünden der Liebelehre Gott den besten Dienst erwiesen.
Die Verkündigung der Worte Jesu, ohne menschliches Beiwerk, muss wieder in den Vordergrund gerückt werden. Dafür eignet sich der Sonntag ganz besonders gut, da sonntags die meisten Menschen auch Zeit dafür haben. Die Apostel haben auch keine Messe gefeiert, wie es heute der Fall ist. Sie hielten mit Gott das Abendmahl; sie kommunizierten mit Gott, und konnten das Empfange Wort weitergeben und im Gedächtnis an IHN den rechten Gottesdienst erfüllen.
Wir müssen den Sonntag in Ehren halten und mit ihm die Worte, die ER auf Erden zu den Menschen gesprochen hat. Zu diesem Abendmahl müssen wir die Mitmenschen wieder einladen. So sollte auch heute wieder sonatags der Gottesdienst gehalten werden.
Bernhard Ferber 23.08.2019, 16:31 Uhr:
Richtig finde ich den Hinweis von Julia Koll, dass es die eine homogene Gemeinde ja schon längst nicht mehr gibt. Und man auch nicht diese Illusion aufrecht erhalten muss.
Wichtig finde ich, dass GemeindeleiterInnen Zeit und Lust haben bei den Menschen zu sein. Gute Theologie und Predigt ist das Eine. Das Andere ist das Hirte-Sein. Das verstehen, was die Menschen im Stadtteil lieben und leben. Da präsent sein und schauen, was Menschen brauchen. Dann kann es doch mal sein, dass ein Sonntagsgottesdienst ausfällt, weil vielleicht am Montag-Abend ein Gottesdienst in einem Krankenhaus oder einem Gefängnis oder in einer Selbsthilfegruppe oder, oder, oder ... , volle Aufmerksamkeit und Präsenz erfordert. Nicht nur für eine Stunde Gottesdienst sondern auch in den damit verbundenen Begegnungen und Veranstaltungen davor und danach.
Peter Lehmann 23.08.2019, 16:06 Uhr:
Nicht der Sonntagsgottesdienst ist überflüssig, sondern die in Theologie, Ausbildung und Gemeindepraxis ständig vorgetragene Behauptung: Der Sonntagsgottesdienst ist der Mittelpunkt der Gemeinde. Christus ist der Mittelpunkt der Gemeinde. Alles andere sind Veranstaltungen unterschiedlicher Formate. Der agendarisch-liturgische Gottesdienst ist auch schön, aber jeden Sonntag? Und die Predigtvorbereitung sollte die Vorbereitung auf eine Konfirmandenstunde oder einen Jugendabend oder eine Abendmahlsfeier nicht überschreiten. Und wie ist das mit dem "vernünftigen Gottesdienst" nach Römer 13?
Lilli 23.08.2019, 14:47 Uhr:
Zeit für das Wesentliche? Der Gottesdienst IST das Wesentliche! Kirche/Ecclesia ist, wo sich Christen um Wort und Brotbrechen sammeln. Und Gottesdienst soll Raum geben, dass Gott uns begegnen kann. Niemand hat gesagt, dass man es so machen muss, wie Evangelische das momentan am Sonntag um 10 Uhr tun. In der Bibel heißt es, sie trafen sich reihum in den Häusern und brachen das Brot miteinander. Und Wortverkündigung kann anders geschehen, als mit Predigten, die Stunden an Vorbereitung brauchen. (Wie wäre es mit Bibelteilen?) Wenn die verbliebenen, wenigen Gottesdienstbesucher die Veranstaltung als irgendwie etwas peinlich und nicht mehr schön empfinden, dann muss man sie halt verändern. Aber auf keinen Fall abschaffen. Da können wir von den katholischen Geschwistern viel lernen. Weil dort der Ritus die Messe trägt und die Messe "gilt", wenn der Priester sie gelesen hat, auch wenn niemand außer ihm da war, bleibt der feierliche Rahmen, der für andere Struktur und Angebot ist.
Eleonore Hillebrand 23.08.2019, 14:28 Uhr:
Ich neige dem Erhalt der Sonntagsmesse/ des Sonntagsgottedienstes zu, weil er tatsächlich ein Stück Verlässlichkeit in einer unzuverlässigen Zeit ist. Dabei bin ich auch der Meinung, dieser Gottesdienst soll ein Angebot sein, das man annehmen oder diesmal vielleicht auch nicht annehmen kann. Das heißt nicht, dass ich ihn ablehne. Nur heute bin ich nicht offen dort anwesend. Das gälte auch in der katholischen Kirche als eine befreiende Möglichkeit, die die Religiosität der Menschen ernst nähme. Ich stelle mit zunehmendem Alter fest, dass ich mich so entschieden habe. Wenn ich eine heilige Messe besuche, dann bin ich ganz da, in der Liturgie und im Gemeindekontakt.
Georg Lechner 23.08.2019, 09:08 Uhr:
Kleiner Nachtrag: https://orf.at/salzburgerfestspiele19/stories/3134343/
Valery Tscheplanowa, die heurige Darstellerin der Buhlschaft im Jedermann, offenbart im Interview ihre Schwierigkeiten mit dem Gottesverständnis, das dieses Stück durchzieht. Ich denke, da ist sie bei weitem nicht allein. Ich habe den "Jedermann" vor einigen Jahren auf einer kleinen Freilichtbühne in Mödling gesehen. Die meiste Übereinstimmung zur Aussageabsicht des Stücks sah ich noch darin, dass es teuflisch ist, jemand als Fixkandidat für die Hölle zu bezeichnen. Wäre ich in der Verlegenheit, dieses Stück inszenieren zu sollen, würde ich wohl eine Anleihe bei Jacques Offenbach nehmen und die Partie des Teufels von der veröffentlichten Meinung vortragen lassen, mit Anspielungen auf Boulevard, Facebook und Twitter.
Georg Lechner 22.08.2019, 20:45 Uhr:
Das Problem aus meiner Sicht ist, dass mit der Theodizeefrage ("Wo war Gott, als er nicht da war") die personale Gottesvorstellung in die Krise gekommen ist. Damit ergibt sich das Problem, die liturgischen Texte nur mehr "mit Gänsefüßchen" akzeptieren zu können. In weiterer Folge sinkt/schwindet das Bedürfnis, bei der Messe dabeizusein. Eine Gottesvorstellung in Anlehnung an Hugo Ball ("Freiheit der Geringsten in der Gemeinschaft aller") wäre für einen Teil der potenziellen Kirchgänger als alleinige Version auch nicht akzeptabel, aber die Hinzunahme dieser Perspektive in einer Analogie zum Welle/Teilchen-Dualismus der elektromagnetischen Strahlung (die Physiker schlagen sich deswegen ja auch nicht gegenseitig die Schädel ein) würde doch ein Signal sein, das zumindest Aufmerksamkeit erregt. Die Publikation von Hugo Ball mit diesem Denkansatz ("Zur Kritik der deutschen Intelligenz") ist heuer übrigens 100 Jahre alt.