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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 23/2014
Der Inhalt:

Verschwendet Raumfahrt Geld?

Nach zehnjähriger Reise an Bord der Muttersonde Rosetta ist der Landeroboter Philae auf dem Kometen Tschuri gelandet. Die erste Kometenlandung in der Geschichte der Weltraumfahrt wird in Wissenschaft und Technik als großer Erfolg gefeiert. Aber haben wir auf dieser Welt nicht wichtigere Aufgaben? Ein Pro- und Contra – und Thema unserer aktuellen Umfrage. Machen Sie mit!
von Eva Baumann-Lerch, Dirk Wagner vom 07.12.2014
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Verschwendet Raumfahrt Geld? Eva Baumann-Lerch (links) sagt: "Ja!" Dirk Wagner (rechts) sagt: "Nein!" (Fotos: privat; hr)
Verschwendet Raumfahrt Geld? Eva Baumann-Lerch (links) sagt: "Ja!" Dirk Wagner (rechts) sagt: "Nein!" (Fotos: privat; hr)

Eva Baumann-Lerch: »Ja, die Menschen auf der Erde gehen vor«

»Natürlich war es ein atemberaubender Moment, als der Roboter Philae auf dem Kometen Tschuri aufsetzte. Im europäischen Raumfahrtzentrum in Darmstadt fielen sich Wissenschaftler und Ingenieure jubelnd in die Arme. Wozu die Menschheit doch alles fähig ist! Doch gerade angesichts dieser bahnbrechenden logistischen Leistung frage ich mich, warum so viel geistige, technische und finanzielle Kapazität in einen fernen unwirtlichen Raum verschossen wird, der keinem Wesen zum Leben dient.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 23/2014 vom 05.12.2014, Seite 8
Die Kraft der Armen
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Radikal gegen den Kapitalismus: Papst Franziskus stärkt die Basisbewegungen

Durch die Rosetta-Mission wurden nicht nur 1,4 Milliarden Euro im unbeseelten All verheizt, sondern auch Know-how und intelligente menschliche Ressourcen, die auf der Erde dringend gebraucht werden.

Dieselbe Menschheit, die im Weltraum einen Kometen anbohren, sein Inneres mit Radar vermessen und die Ergebnisse über 510 Millionen Kilometer detailgerecht zurückfunken kann, ist unten auf der Erde noch immer nicht in der Lage, ihre Kinder zu sättigen. Wissenschaftlern, Politikern und Ingenieuren ist es bisher nicht gelungen, das weltweite Hungerproblem zu lösen, die Klimaerwärmung aufzuhalten oder einen Impfstoff gegen Malaria und Ebola zu entwickeln. Solange aber das Ozonloch nicht geschlossen ist, solange die Pole schmelzen, Kinder verhungern, Kranke keine Klinik finden und Durstige keinen Brunnen mit sauberem Wasser, ist die Weltraumfahrt nur ein unverantwortlicher Luxus und Prestigeobjekt für reiche Nationen.

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Erst, wenn wir unseren eigenen Planeten zu einem gastlichen Ort für all seine Bewohner gemacht haben, können wir es uns leisten, ins Weltall abzuheben. Denn – das hat die Rosetta-Mission wieder bestätigt – das Leben findet hier auf der Erde statt. Nicht auf dem Mond, nicht auf dem Mars. Und auch nicht auf dem Kometen Tschuri.«

Dirk Wagner: »Nein, wir alle profitieren davon«

»Eine Raumsonde landet auf einem Kometen. Ein Astronaut schickt von der Raumstation ISS per Twitter Bilder, die unseren Heimatplaneten in seiner ganzen Schönheit und Verletzlichkeit zeigen. Mich fasziniert das. Und ich glaube, dass es vielen Menschen ebenso geht. Das hat das große Interesse an der Kometenmission Rosetta und am Flug des deutschen Astronauten Alexander Gerst gezeigt. Bei der Erforschung des Alls geht es oft um zutiefst menschliche Fragen: Wie ist unser Sonnensystem entstanden? Sind die Erde und das Leben einzigartig im Universum? Diese Fragen kann man nur beantworten, wenn man Satelliten und Raumsonden losschickt. Auch die bemannte Raumfahrt halte ich für notwendig. Nur ein Mensch konnte uns schildern, wie es sich anfühlt, die Erde vom Mond aus zu sehen. Das mag man als Raumfahrer-Romantik abtun. Aber ein trainierter Biologe könnte etwa auf dem Mars effektiver nach möglichen Spuren früheren Lebens suchen als der beste ferngesteuerte Roboter. In unserem Alltag profitieren wir schon heute von Entwicklungen der Raumfahrt, die es ohne diese Grundlagenforschung nicht geben würde: bei Wettervorhersage, Klimaforschung, Erdbeobachtung, Kommunikation oder Navigation. Und selbst bei diesen alltäglichen Anwendungen geht die Raumfahrt meist an die Grenze des technisch Machbaren. Sie spornt Menschen zu Höchstleistungen an, zwingt Ingenieure zu kreativen Lösungen und Länder zur Zusammenarbeit, die sich früher – auch im All – als Feinde gegenüberstanden. Das bringt uns auch auf der Erde weiter. Denn das Geld für Raumfahrt wird hier unten ausgegeben. Eine moderne Gesellschaft sollte sich beides leisten: die drängenden Probleme auf der Erde angehen und gleichzeitig den Blick ins Universum richten.«

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Personalaudioinformationstext:   Eva Baumann-Lerch, geboren 1957, ist Redakteurin für »Leben und Kultur« bei Publik-Forum. Sie twittert unter @EvaBaumannLerch.
Dirk Wagner, geboren 1972, ist Moderator, Redakteur und Fachautor für die Themen Raumfahrt und Weltraumforschung bei »hr-info«. Er twittert unter @Weltraumwagner. Nicht nur über Raumfahrt.
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Heidrun Meding 07.12.2014:
Die sogenannte Raumfahrt hatte bzw. hat nach wie vor ein vorrangiges Ziel: militärische Entwicklungen in der Raketentechnik voranzutreiben und zu testen.
Alle anderes Aspekte sind von untergeordneter Bedeutung. Die feuerfest-beschichtete Bratpfanne, die angeblich ein "Abfallprodukt" der Raumfahrt sein soll, ist eher eine Farce.
Eine solche feuerfeste Beschichtung hätte auch auf andere Weise entwickelt werden können.
Das Schlimme ist, dass wir alle an den immensen Kosten der Raumfahrttechnik beteiligt werden, ob wir wollen oder nicht.
Welche Politikerin, welcher Politiker wagt es, sich gegen den Militärisch-industriellen Komplex zu stellen. Die beteiligten Rüstungskonzerne werden weiterhin alles tun, um ihre Pfründe zu sichern, nicht zuletzt durch eine "Raumfahrt für alle", um ihr Image aufzupolieren. Wie lange lassen wir uns dies alles noch gefallen?

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