Pro und Contra
Zukunft ohne Bargeld?
Argin Keshishian:
Ja, das macht alles einfacher!
In vielen europäischen Ländern wie Schweden oder Dänemark hat sich bargeldloses Bezahlen bereits etabliert. Und auch in den Cafés unseres Unternehmens in Hamburg kommen wir ganz ohne Bargeld aus. Denn mit der Karte zu zahlen hat viele Vorteile. Für unsere Mitarbeiter bedeutet das eine enorme Zeitersparnis: Das Geldzählen und die Eintragungen in das Kassenbuch fallen weg. Diese Arbeit ist nicht mehr notwendig, da kein Bargeld vorhanden ist. Und so lassen sich auch Fehler vermeiden, die dann wieder Probleme mit Steuerberatern und dem Finanzamt nach sich ziehen würden. Das bargeldlose Bezahlen hat zudem einen hygienischen Vorteil. In unseren Cafés hilft jeder jedem. So kann es vorkommen, dass ein Mitarbeiter erst an der Kasse steht und zwei Minuten später Essen zubereitet.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Wir beweisen uns als faires Unternehmen. Schwarzarbeit gibt es nicht. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Rehabilitierung der Gastronomie-Branche. Der Wegfall von Schwarzarbeit würde den Ruf der Branche verbessern und die Anzahl qualifizierter Arbeitnehmer am Markt steigern.
Unsere Gäste reagieren zum größten Teil positiv auf unsere Zahlungsmethode. Die meisten finden es einfach praktisch. Zwar leisten die Mitarbeiter noch hier und da Aufklärungsarbeit, aber auch dafür steht das Unternehmen. Und es geht noch weiter: Möchte ein Kunde nicht immer seine EC- oder Kreditkarte dabeihaben, kann er auch mit Prepaid-Karte bezahlen. Auch Trinkgeldzahlungen sind weiterhin möglich. Entweder gibt der Kunde ganz klassisch Bargeld ins Trinkgeldglas oder er rundet den Betrag beim Bezahlvorgang auf. Das Trinkgeld kommt auf ein separates Konto und wird unter den Mitarbeitern gerecht geteilt.
Frank Christian
Pauli:
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Nein, Bargeld sichert die Privatsphäre!
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen ohne Bargeld. Es erscheint praktisch, muss doch nicht erst Geld abgehoben werden, bevor man es ausgibt. Verkaufsstellen oder Restaurants, in denen man nur mit Bargeld zahlen kann, werden seltener. Trotzdem, so ermittelte auch die Bundesbank, werden drei von vier Einkäufen an der Ladenkasse weiterhin bar bezahlt. Die große Mehrheit der Verbraucher will auf Bargeld nicht verzichten. Eine Umfrage der Banken Ende 2018 ergab, dass mehr als drei Viertel der Befragten es schlecht fänden, nur noch mit Karte oder elektronischen Zahlungsmitteln zahlen zu können. Denn Bargeld hat eine Reihe von Vorteilen. Die Möglichkeit, Einkäufe auch bar bezahlen zu können, verhindert, dass jegliches Einkaufsverhalten aufgezeichnet werden kann und schützt damit nachhaltig die Privatsphäre.
Und Bargeld macht unabhängig. Man braucht keinen Dritten als Zahlungsdienstleister, um etwas bezahlen zu können. Man ist damit unabhängig von deren Kosten, Vertragsbedingungen und der Einsatzfähigkeit ihrer Zahlungsinstrumente. Ob Probleme mit den Servern oder der Internetverbindung oder auch mal ein Stromausfall – die Möglichkeit mit Bargeld zu zahlen, trifft das nicht. Diese Alternative immer parat haben zu können, eröffnet mehr Möglichkeiten für den Verbraucher: Es verhindert, dass andere vorgeben können, wen man und für was man bezahlen kann. Bargeld ist so gesehen tatsächlich Freiheit, wie es – angelehnt an ein Zitat des russischen Dichters Dostojewski – häufig heißt.
Freiheit heißt für Verbraucher vor allem, die Wahl zu haben zwischen bargeldlosen und baren Zahlungsmöglichkeiten. Das Bargeld muss eine Alternative bleiben.
Argin Keshishian, ist Geschäftsführer von Public Coffee Roasters in Hamburg, dem ersten bargeldlosen Café in Deutschland.
Frank Christian Pauli, geboren 1969, ist Referent im Team Finanzmarkt in der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)
Andreas Grube 24.03.2022, 16:47 Uhr:
Wahrscheinlich haben die meisten Menschen dies noch nicht bemerkt. Bargeldlos zahlen kommt für mich nicht in Frage, da meine Bank für jede dieser Aktionen 0,32€ abbucht. Kontrollieren Sie, was in Ihrer Abrechnung dafür berechnet wird.
Norbert Thomé 01.10.2019, 10:19 Uhr:
Die Abschaffung des Bargeldes wäre die totale Überwachung der Menschen durch interessierte Gruppen und Machtapparate. Allen voran der Staat. Es wäre das Ende der persönlichen Freiheit und der Anfang einer totalen Diktatur. Es ist erstaunlich wie wenig man diesbezüglich von den Politikern hört und es drängt sich der Eindruck auf, dass dies so gewollt ist. Ein schleichender Prozess bei dem es ein Ende mit Schrecken gibt. Dann aber ist es zu spät.
Petra Römermann 29.09.2019, 10:41 Uhr:
Die Abschaffung des Bargeldes gleicht einer Entmündigung der Bürger.Die Banken haben die Menschen voll in der Hand. Ich möchte jedenfalls nicht das digital erfasst wird wofür ich mein Geld ausgebe. Jedes Einkaufen wird zudem noch teurer durch die Gebühren die die Banken darauf erheben.
Willi Rühl 27.09.2019, 09:41 Uhr:
Ja oder nein, schwarz oder weiß. So ist diese Frage (wie die meisten) absolut nicht beantwortbar.
Ja UND Nein! Es muss ein Grenzbetrag definiert werden; ich kann mir vorstellen: 1.000 €.
D. h., bis 999,99 € darf zukünftig weiter bar bezahlt werden. Das ist in vielen Fällen im Alltag praktischer.
Ab 1.000,00 € MUSS gesetzlich unbar gezahlt werden. Dies ist notwendig, um Verschleierung von kriminell erbeuteten Geldern, Steuerraub & Korruption wirksam zu unterbinden. Natürlich müssen Behörden & Polizei Instrumente & Personal (!) erhalten zur Verfolgung dieser Verbrechen, dieser GIGA Enteignung des Steuerzahlers!
Die entscheidende Frage ist: Mit wem und wie bekommen wir in der Politik eine Mehrheit dafür? In Deutschland sind m. E. inzwischen viel zu viele von ihnen direkt oder indirekt korrumpiert.
Friedeborg 26.09.2019, 13:19 Uhr:
Ja, es ist praktisch, größere Beträge unbar zu zahlen.
Aber: Wenn man für den normalen Alltagsbedarf nur eine bestimmte Summe hat, ist es leichter, den Überblick über das Vorhandene zu behalten, wenn man es im Geldbeutel sieht.
Aber vor allem: Wie sollen Kinder lernen mit Geld umzugehen, wenn sie es nicht praktisch üben können?? Taschengeld, Bargeldgeschenke, Selbstverdientes - diese eigenen Beträge anzusehen, zu sortieren, zu zählen und zu lernen, welchen Wert sie haben, was man dafür bekommen kann, wie lange man auch noch sparen muss, um sich einen bestimmten Wunsch zu erfüllen, das ist schwierig wenn Bargeld keine Rolle mehr spielt.
Petra 25.09.2019, 21:21 Uhr:
Und dann kann der Staat alles unliebsamen Kritiker mundtot machen weil der geldhahn abgedreht wird.
Gerlinde Mauerhöfer 20.09.2019, 19:18 Uhr:
Abschaffung von Bargeld, kann man auch zur Ausgrenzung nutzen. Wer sich unbeliebt macht dem sperrt man das Konto. Bergeld ist das ge-
setzlich garantiere Zahlungsmittel. Das gilt nicht für Buch-bzw. Giralgeld. Die großen Steuerdiebe machen die auch nicht mit Bargeld, die haben andere Wege. Dann denke man an Griechenland, dort wurde
von der Troika gedroht, die Geldautomaten zu sperren. Das hätte dann
zu Tumulten der Menschen gegen die eigene Regierung geführt.
Bargeld muss bleiben!!
Theresa Bruckmann 20.09.2019, 08:41 Uhr:
Wie käme ich dazu mich freiwillig in ein weltumspannende Kontroll-, Überwachungs- und Planungssystem einzureihen, in dem die organisierte Verantwortungslosigkeit herrscht (man kann auch sagen der Markt).
Demokratie braucht überschaubare Verantwortungsbereiche, in denen ein jeder einen möglichst großen Freiraum behält. Die Bezahlung mit Bargeld gehört zu dieser persönlichen
Unabhängigkeit. Die gewählte und mit gestaltete Gemeinschaft bekommt genau so viel Abhängigkeit wie gemeinsam beschlossen und für das Gemeinwohl notwendig ist.