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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 1/2019
Der Inhalt:

Verwunschene Geschichte aus einer Welt ohne Männer

von Birgit Roschy vom 11.01.2019
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Kino. Man stelle sich einen Ort vor, an dem Frauen und Kinder unter sich sind. Was würde geschehen, wenn sich in diese Welt, in der die patriarchalische Ordnung aufgehoben ist, ein Mann verirrt? Laut der Filmvorlage, einem postum veröffentlichten Bericht, ist dies 1851 in einem isolierten Bergdorf in den Cevennen so geschehen. Beim Sturz der Zweiten Republik durch Louis Napoléon werden alle erwachsenen Männer als republikanische Partisanen verhaftet und deportiert. Die zurückbleibenden Frauen schaffen es, die Ernte einzubringen. Doch die schwere Arbeit kann ihre Sehnsucht nicht ersticken. Als der zufällig in das Dorf geratene Fremde Jean sich in Violette verliebt, die als einzige lesen kann, verlangen die anderen Mädchen, dass sie ihren Liebhaber mit ihnen teilt. Elegant und feinfühlig, ohne je ins Klischee zu verfallen, werden in diesem historischen Drama die lauernden Abgründe der Situation sichtbar. Die Regisseurin zeichnet in ihrem Debüt den mühevollen Alltag einer archaisch anmutenden Gesellschaft – und zelebriert den Selbsterhaltungswillen von Frauen, deren Existenz durch Säen und Ernten, Begehren und Gebären geprägt ist. Eine verwunschene Geschichte aus alter Zeit, die durch ihre sanft subversive Botschaft ganz heutig wirkt.

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