Wissenschaftlich und doch journalistisch geschrieben

Der englische Historiker Michael Burleigh hat ein Buch zur Euthanasie in der NS-Zeit vorgelegt, das in Anlage und Sprache beispielhaft ist. Er beschränkt sich nicht auf die Jahre 1933-1945, sondern beginnt mit der fachlichen und öffentlichen Diskussion der 20er Jahre und ihren den späteren Krankenmord begünstigenden Schlagseiten. Ebenso untersucht er die überraschend glatten Berufskarrieren vieler beteiligter Ärzte nach 1945 und spannt den Bogen weiter bis zur bundesdeutschen Debatte der 80er Jahre, angestoßen durch die provozierenden Thesen des euthanasiefreundlichen Philosophen Peter Singer. Im Hauptteil beschreibt Burleigh wissenschaftlich solide und zugleich in griffiger journalistischer Sprache die medizinische Vernichtungspolitik der Nazis. Die großen politischen Linien zeichnet er ebenso nach wie anrührende Einzelschicksale. Nach und neben den Büchern von Ernst Klee setzt dieses Buch Maßstäbe für die Behandlung des Themas »Euthanasie«, hinter die keine aktuelle Diskussion zurückfallen darf.