Bonhoeffer vom Himmel der Verehrung geholt
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Sabine Dramm
V-Mann Gottes und der
Abwehr?
Gütersloher Verlagshaus.
304 Seiten. 22,95 EUR
Mit großer Genauigkeit beschreibt die Verfasserin den Weg, der den Theologen Dietrich Bonhoeffer - in der lutherisch-preußisch-protestantischen Denk- und Lebensform beheimatet und von Anfang an Gegner des Nationalsozialismus - in die Kreise des politischen und militärischen Widerstandes führte. Es ist spannend zu lesen, wie er nach allen Regeln der Abwehrkunst als V-Mann in das doppelbödige Tarnsystem eines konspirativen Zirkels der Zentralabteilung des Amtes Ausland/Abwehr eingebaut wird, um seine umfänglichen Kontakte zum Ausland - amtlich - zur Informationsbeschaffung, tatsächlich aber zur Informationsweitergabe zu nutzen. Besonders eindrucksvoll ist das Kapitel »Das Dilemma der Schuld«. Die Verfasserin legt dar, dass Bonhoeffers Bedeutung weniger in einem materiellen Beitrag zum Widerstand gegen das NS-Regime liegt als vielmehr in der ethischen Fundierung von Widerstand. Seine Rolle innerhalb des Widerstandskreises lasse sich in etwa als die eines Seelsorgers oder geistlichen Begleiters beschreiben. Ihr behutsames Urteil ist überzeugend, mit ihrer »Entmythologisierung eines Konstrukts« holt sie Bonhoeffer »vom Himmel der blinden Verehrung auf den Boden seines gelebten Lebens«.