Erschütternde Szenen, untolerierbare Zustände
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Necla Kelek
Die fremde Braut
Kiepenheuer & Witsch.
270 Seiten. 18,90 EUR
Mit spannend geschilderten Lebensgeschichten, auch ihrer eigenen, zieht die Autorin die Leser in ihren Bann. Es geht um »Importbräute« aus der Türkei, die zwangsweise verheiratet oder deren Ehen von der Familie »arrangiert« wurden. Viele davon kommen im Zuge der »Heiratsmigration« nach Deutschland - meist ohne Geld und Deutschkenntnisse, abhängig von Ehemann, Schwiegermutter und Familienclan. Sie haben kaum eine Chance, sich der Kontrolle ihres sozialen Milieus zu entziehen, und entgleiten allen Integrationsbemühungen. Die Autorin ist türkischer Herkunft und kennt die Verhältnisse. Sie gibt erschütternde Einblicke in eine für Deutsche kaum zugängliche Gegenwelt. Mit ihrem Buch bricht sie ein Tabu des Schweigens. Sie will die Öffentlichkeit aufrütteln, etwas für die »Befreiung« dieser Frauen zu tun. Wie viele solcher arrangierten Ehen und Zwangsehen es gibt, kann man nur schätzen. Necla Kelek meint, etwa die Hälfte aller türkischen Ehen seien betroffen. Die Bundesintegrationsbeauftragte nennt für das Jahr 2003 die Zahl von 7000 »Importbräuten« bei 1,88 Millionen türkischstämmigen Bürgern. In der kulturell-religiösen Verflechtung gewachsenen Brauchtums hat der Islam an dieser Entwicklung gewiss einen erheblichen Anteil. Das arbeitet die Soziologin gut heraus. Doch begibt sie sich gelegentlich dabei auf theologisches Glatteis und »verkauft« weit verbreitete Negativ-Fakten aus dem Alltagsleben als idealtypisch für »den« Islam. Ihre bisweilen vereinfachenden Schlussfolgerungen erwecken den Eindruck, der Islam allein sei schuld an den patriarchalen Strukturen, was nur zum Teil stimmt.