Zur mobilen Webseite zurückkehren
Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 4/2024
Der Inhalt:

Leserbrief
Jesus, der Jude

vom 23.05.2024
Artikel vorlesen lassen

Zu: »Messias aus dem Hause Josefs« (2/2024, Seite 32-35)

Wenn Jesus für Wolfgang Treitler nicht mehr Christus ist, wie kann er sich dann noch Christ nennen? Viele seiner Aussagen hinterfrage ich. So zum Beispiel seine Behauptung, dass das Judentum Jesu durch den christlichen Glauben, dass er gleichzeitig »Gott aus Gott« ist, liquidiert wurde. Bereits 1962 hat Karl Rahner einen sehr tiefsinnigen kurzen Artikel mit der Überschrift: »Bekenntnis zu Jesus Christus« geschrieben, in dem er vor allem auf das Verhältnis und die Beziehung von Judentum und Christentum eingeht. In seinen Ausführungen wird völlig klar, dass Israel das auserwählte Volk Gottes ist und bleibt und Jesus ein Jude war und ist. Ich zitiere: »Der, den wir glauben, bekennen und lieben als den Sohn Gottes, als unsere Erlösung und Hoffnung, ist aus ihrem Geschlecht. Und so bleibt es, gerade weil in ihm das Fleisch und nicht die Theologie der Drehpunkt des Heiles geworden ist, wie Tertullian sagt, ewig wahr, was in unserer Schrift als Wort Jesu steht: ›Das Heil kommt von den Juden‹ (Johannesevangelium 4,22)«. Christa Herrmann, Konstanz

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 04/2024 vom 23.02.2024, Seite 62
Demokratie schützen!
Demokratie schützen!
Aber wie?

Ein junger Mann besucht mich in Begleitung einer mir bekannten Dame, sieht sofort die Menora auf meinem Schrank. Er sagt: »Meine Mutter ist Jüdin«, mehr nicht. Ich sage: »Dann sind Sie Jude.« Er nickt. Ich sage: »Ich bin Christin, lebe von den Lehren Jesus, er, seine Familie waren Juden.« Auf dem Schrank stehen neben der Menora Maria mit dem Kind und Josef mit dem Kind, ich habe beide geerbt von meinen Eltern. Sie sind meine heilige jüdische Familie. Wir Christen lesen an jedem Sonntag im Gottesdienst eine Lesung des ersten Testamentes. Bei seinem nächsten Besuch sagte der junge Mann: »Ich habe noch nie so ein Gespräch wie mit Ihnen geführt.« Er lächelte, war offensichtlich froh. Sprechen wir öffentlich miteinander, es tut gut. Würde unser Sprechen – »Jesus war Jude von Geburt bis zum Tode, wir Christen leben von seinen Lehren« – den Antisemitismus in Deutschland beeinflussen? Marianne Levacher, Aachen

Es ist tragisch, seit Jahrhunderten hat das Judentum Jesu für die Kirchen keine Bedeutung. Tragisch deshalb, weil durch die kirchliche Interpretation des Neuen Testaments der antijüdische Hass über Jahrhunderte gefördert und zu Zerstörung jüdischer Bethäuser und Verfolgung der »ungläubigen« Juden führte. Tragisch, wenn auch heute der Wille in Lehre und Verkündigung fehlt, das zu benennen, was Martin Luther im Jahr 1523 in seiner Schrift: »Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei«, schrieb: »Und wenn wir gleich hoch uns rühmen, so sind wir dennoch Heiden – und die Juden: von dem Geblüt Christi. Wir sind Schwäger und Fremdlinge; sie sind Blutsfreund, Vettern und Brüder unseres Herrn. Darum, wenn man sich des Bluts und Fleisches rühmen soll, so gehören die Juden Christo näher zu denn wir.« Karl-Heinz Graf, Nürnberg

Anzeige

Publik-Forum EDITION

»Das Ende des billigen Wohlstands«

Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr

Wenn der Jesus des Johannesevangeliums sagt: »Und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen« (Joh 8,32), so meinte er wohl keine komplizierten christliche Dogmen, forderte aber sicherlich auch keine enge Bindung an die jüdische Orthodoxie. Auch »Gottessöhne« sind lernfähig. Bei der ersten »Aussendung« verbot Jesus seinen Jüngern, auf den Straßen der Heiden und Samariter zu gehen, denn er sei nur zu den verlorenen Schafen Israels gesandt. Der Auferstandene sah das wohl nicht mehr so eng. So fragwürdig die spätere Auffassung von einem »Christkönig«, die ja auch mit Imperialismus und Kolonialismus einherging, und so entsetzlich der Antisemitismus war und ist – die befreiende Botschaft Jesu geht ins Weite und betrifft unsere wahre Natur, während die ausschließliche Bindung an die jüdische Orthodoxie eine Engführung ist. Hans Torwesten, Kienberg

Ich teile die Ablehnung Wolfgang Treitlers von einer christlichen Dogmatik, die Jesus zum Gottmenschen im Sinne eines überirdischen Wesens erklärt. Aber ich möchte anders als er das Zeugnis des Neuen Testaments und der christlichen Dogmatik so weit ernst nehmen, dass Gott sich uns Menschen in dem Menschen Jesus (der Jude war) ganz und gar gezeigt hat. Das heißt, Gott zeigt sich als menschlicher Gott, als Gott der Menschlichkeit, nicht als Allmächtiger wie im römischen Glaubensbekenntnis! Da geht für mich Gottes Selbstoffenbarung in Jesus durchaus über die jüdische Tradition hinaus, aber auch gegen die christliche Dogmatik, dass Gottes Messias eben nicht machtvoll das Paradies auf Erden herstellt – genauso wenig wie Gott dies von oben herab tut. Sondern nach dem Zeugnis Jesu ist Gott da in menschlicher – und geschöpflicher – Solidarität. In der Fähigkeit zum Mitleiden und Mitleben. Andreas Echternkamp, Becherbach

Kommentare und Leserbriefe
Ihr Kommentar
Noch 1000 Zeichen
Wenn Sie auf "Absenden" klicken, wird Ihr Kommentar ohne weitere Bestätigung an Publik-Forum.de verschickt. Sie erhalten per E-Mail nochmals eine Bestätigung. Der Kommentar wird veröffentlicht, sobald die Redaktion ihn freigeschaltet hat. Auch hierzu erhalten Sie ein E-Mail. Siehe dazu auch Datenschutzerklärung.

Mit Absenden des Kommentars stimmen Sie der Verarbeitung Ihrer Daten zur Bearbeitung des Kommentars zu. Zum Text Ihres Kommentars wird auch Ihr Name gespeichert und veröffentlicht. Die E-Mail-Adresse wird für die Bestätigung der Bearbeitung genutzt. Dieser Einwilligung können Sie jederzeit widersprechen. Senden Sie dazu eine E-Mail an [email protected].

Jeder Artikel kann vom Tag seiner Veröffentlichung an zwei Wochen lang kommentiert werden. Publik-Forum.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus anderen Gründen inakzeptabele Beiträge nicht zu publizieren. Siehe dazu auch Netiquette.
Publik-Forum
Publik-Forum
Einen Moment bitte...
0:000:00
1.0