Tiefgründige Gedanken in Gelehrtensprache
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Britta Frede-Wenger
Glauben und Denken im
Angesicht von Auschwitz
Grünewald. 462 Seiten. 32 EUR
Für den jüdischen wie für den christlichen Glauben bedeutet »Auschwitz« die versuchte Auslöschung des Judentums, eine Herausforderung, die mit keinem anderen geschichtlichen Ereignis vergleichbar ist. Werden Gottesglaube und Erlösungshoffnung vor dieser Erfahrung nicht als Illusionen entlarvt? Wo war Gott in Auschwitz? Wie kann man nach Auschwitz überhaupt noch an Gott glauben? Diese an Radikalität nicht zu überbietenden Fragen untersucht die Autorin anhand der Schriften des jüdischen Theologen und Philosophen Emil Fackenheim (1916-2003). Eindrucksvoll stellt sie dar, wie traditionelle Formen der »Theodizee«, also der Rechtfertigung Gottes angesichts des Leidens in der Welt, versagen. Jede ausgeklügelte Sinngebung für Auschwitz verhöhnt Gott und die Opfer gleichermaßen. Zwischen Gott und dem Morden in Auschwitz gibt es keine »Vernunft«. Einen Ausdruck des Glaubens findet Fackenheim schließlich in der offen gehaltenen Klage - auch gegen Gott - und im Protest durch widerständiges Handeln von Menschen. Beide hatten und haben den Sinn, den endgültigen Triumph des Bösen in der Welt (»Hitlers posthumen Sieg«) zu verhindern. Und Worte des Glaubens jenseits verzweifelnder Sprachlosigkeit zu finden. Die Autorin stellt diese in Deutschland noch wenig bekannte Theologie und Philosophie sachkundig vor und führt - auf einem ebenso hohen wie abstrakten Niveau - in die bisher geführte und weiter offene akademische Diskussion ein. Es macht jedoch einige Mühe, den intellektuell aufregenden Gedanken zu folgen. Die ausgedehnte Debatte der akademischen Literatur sowie die ungehemmte Verwendung langer, unübersetzter englischer Zitate auf fast jeder Seite passen zu einer Doktorarbeit, aber nicht fürs breite Publikum. Der Verlag sollte über eine leserfreundliche Kurzfassung dieser klugen und tiefgründigen Arbeit nachdenken.