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Hat das Christentum Zukunft? Die deutsche Gesellschaft ringt mit der Frage, ob und – wenn ja – wie man die christlichen Wurzeln des Landes bewahren sollte und könnte. Währenddessen nimmt die Zahl der Christen hierzulande kontinuierlich ab. Nur noch zwei Drittel der Bevölkerung zählen sich zu den Christen. Im Jahr 2020 wird deren Zahl unter fünfzig Prozent liegen. Dann ist da die Frage: Wer ist überhaupt ein Christ? Viele Zeitgenossen bezeichnen sich als Christen, ohne Mitglied einer Kirche zu sein. Kirchenaustritte sagen so gesehen etwas über die Kirche aus, nicht aber über den Glauben. Zu beobachten ist allerdings ein neues Interesse: an einem persönlichen und einem kulturellen Christentum. Es ist vielfach Ausdruck der Angst vor dem Islam, aber auch eines Unbehagens, das sich auf die zunehmende weltanschauliche Gleichgültigkeit richtet, die keine gemeinschaftliche Identität stiften kann. Doch was die Kirchen lehren, überzeugt die Menschen vielfach nicht mehr. Schlichte Antworten auf Fragen, die keiner stellt, verfangen nicht. Die Menschen denken selber – was als Kehrseite allerdings auch neue Fundamentalismen provoziert. Immer mehr Menschen verstehen sich als religiös-spirituell Suchende, als Fragende, als Wanderer. Für sie ist der Weg das Ziel. Der christliche Glaube erhält dort eine Chance, wo er vor allem Wegbegleitung ist: nicht bevormundend und besserwisserisch, sondern dialogisch, nachdenklich, einfühlsam, klärend, kräftig, ermutigend, tröstlich und befreiend – und wenn er sich von den Worten und Handlungen des Menschen Jesus inspirieren lässt. Sie müssen in ihrem Kern freigelegt werden – befreit von hinderlichem dogmatischen Ballast.