Gespräch mit dem Philosophen Wilhelm Schmid
»Ich gehe in das Land ohne Worte«


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Herr Schmid, in Ihrem Buch »Den Tod überleben« erfährt man viel von der großen Liebe zu Ihrer Frau, aber auch über Ihre philosophische Auseinandersetzung mit Tod und Vergänglichkeit. Wie kamen Sie auf den Titel?
Wilhelm Schmid: Als meine Frau starb, war ich einfach nur verzweifelt. Ich habe mich darauf eingestellt, diese Verzweiflung niemals mehr überwinden zu können. Der Titel ist ja mehrdeutig: Was bedeutet der Tod für den, der aus dem Leben scheidet, und für den, der zurückbleibt? Meine Frau und ich haben oft über den Tod gesprochen, und sie war sich sicher, den Tod zu überleben. Sie sagte zum Beispiel: »Ich komme aus dem Land ohne Worte und ich gehe in das Land ohne Worte. Dort wirst du mich finden.« Solche Sätze sind mir kostbar und ich trage sie immer bei mir. Viele Üb
Wilhelm Schmid, geboren 1953, ist Philosoph und lehrte unter anderem in Erfurt, Riga und Tiflis. Er verfasste zahlreiche Bücher zur Philosophie der Lebenskunst. Zuletzt: »Den Tod überleben. Vom Umgang mit dem Unfassbaren« (Insel, Berlin 2024).

Wolfgang Zopora 04.04.2025:
Die Lebensgeschichte von Wilhelm Schmid hat mich sehr beeindruckt. Da ist der Philosoph, der ein Leben lang dem Sinn des Lebens nachsinnt. Da ist der Ehemann, der 40 Jahre lang mit seiner Frau in Liebe zusammen»geschweißt« ist. Dann kommt der plötzliche Tod seiner Frau; alles fällt in sich zusammen; der Verlust scheint nicht mehr verkraftbar zu sein. Er denkt an die Zeit mit seiner Frau, auch an die letzten Stunden und Tage; es kommt dieser eine Satz seiner Frau bei ihm im Innersten an(!): »Ich gehe in das Land ohne Worte«! Meine Deutung dieser Frau und ihres Mannes lautet: Es gibt nicht den Tod als das Ende; das, was Menschen miteinander erlebt und erlitten haben in guten und in schwierigen Tagen, das ist so stark verinnerlicht, dass es weiterlebt. Insofern ist es nur in sich logisch, wenn Wilhelm Schmid die Auferstehung als eine der Aufarbeitungen nach dem Tod eines lieben Menschen erkennt! Ein wunderbares Glaubensbekenntnis in dieser vorösterlichen Zeit!
Christoph Müller-Luckwald 04.04.2025:
Der Begriff »das Land ohne Worte« beinhaltet für mein Empfinden zwar einen Widerspruch in sich selbst, ich finde ihn aber sehr sympathisch. Er soll wohl Situationen beschreiben, in denen unsere Lebensumstände zur Ruhe kommen, obwohl wir ohne Einschränkungen weiterhin mit unseren Lebensenergien verbunden sind. Und in diesem Land gibt es keine Gewalt, keinen Extremismus, keine prinzipiellen Exklusivitäten und keine falschen Identitäten. Wunderbar.