Leserbrief
Ostdeutsche vergessen
Zu: »Angst vor dem Krieg« (6/2025, Seite 48-49)
Mit großem Interesse las ich »Angst vor dem Krieg« von Christoph Fleischmann. Der Satz »Kollektiv haben die Deutschen nach dem Krieg Sicherheit in der Westbindung gesucht, also in der Mitgliedschaft in der Nato« beunruhigt mich weiter sehr. Er suggeriert, dass Ostdeutsche wohl keine Deutschen sind oder eben nicht zählen. In der DDR gab es sehr andere Erfahrungen mit Militarismus, der vom Kindergarten bis ins Erwachsensein sehr präsent war. Neben der Volksarmee war die Sowjetarmee stationiert, und man traf überall recht bald auf Kasernen und militärische Sperrgebiete. Regelmäßige Fahnenappelle, verbindliche Lager mit vormilitärischen Übungen, später Wehrkundeunterricht prägten Schulzeit und Ausbildung. Mit Geld und Gütern konnten sich DDR-Bürger eher keine Sicherheit schaffen. Schade, dass auch in »Publik-Forum« so unbedacht über das nun gemeinsame Deutschland geschrieben wird. Marianne Gloßmann, Bollewick
Die Waffenerfindung ist eine absolute Dummheit und Bösartigkeit des Menschen. Umgekehrt weist Christoph Fleischmann darauf hin, dass die »Kooperation zwischen den Lebenden« ein Strukturprinzip der Welt zu sein scheint. Biologen wissen jetzt, dass wir keine Individuen in einer Umwelt sind, sondern Holobionten, also Ökosysteme in Balance in einer Mitwelt. Mikroben besiedeln jegliche Organe unseres Körpers und sind an Zahl etwa unseren Körperzellen gleich. Wir leben, weil sie leben. Und das betrifft nicht nur uns als einzelne Menschen, sondern auch unser Leben mit anderen Wesen in einer Mitwelt; die »grünen Schwestern«, die Pflanzen, die uns Nahrungsmoleküle produzieren und Sauerstoff, den wir Tiere und Menschen mit jedem Atemzug benötigen. Wir sind, weil sie sind. Auch sozial: Kein Neugeborenes könnte sein, wenn nicht in seiner Mitwelt Mütter, Eltern, Sorgende »da sind«, um es am gesunden Leben zu erhalten. Gerhard Loettel, Bad Kreuznach
