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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 9/2014
Der Inhalt:

Fragwürdiger Kult um die Heiligen

vom 09.05.2014
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Dass die beiden Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heiliggesprochen wurden, erfreut nicht jeden in der katholischen Kirche. So kritisiert der Freiburger Religionssoziologe Michael Ebertz: »Wenn die Päpste anfangen, einander durch die Bank heiligzusprechen, dann ist das die nochmalige Steigerung einer Selbstsakralisierung der Institution Kirche und des Papstkultes durch einen Kult um die Person der Päpste.« Eine Institution, deren Spitzenpersonal so um sich selbst kreise, wirke schnell unglaubwürdig. Der Münsteraner Kirchengeschichtler Hubert Wolf wundert sich, dass nun plötzlich jeder zweite Papst heiliggesprochen werde. »Wir haben in der Geschichte schon Jahrhunderte gehabt ohne einen einzigen heiligen Papst«, so Wolf. Kritik übt er an der Praxis Johannes Paul II., für mehr Heilige und Selige gesorgt zu haben als alle seine Vorgänger zusammen. Wolf: »Mir sind es zu viele – den Überblick habe ich schon lange verloren.« Martha Heizer, die neue Vorsitzende der internationalen Kirchenvolksbewegung Wir sind Kirche, hält »das gesamte System der Heiligsprechung« für »fragwürdig« und fordert dessen Demokratisierung. »Die Heiligsprechung zweier Päpste verklärt den Absolutheits- und Unfehlbarkeitsanspruch des Papsttums zuungunsten des restlichen Volkes Gottes.« Auch Hubert Wolf verweist auf das Zweite Vatikanische Konzil, das vor allem das »wandernde Volk Gottes« in den Mittelpunkt gestellt habe. Ginge es nach dem Konzil, müsste die Kirche »auch jeden zweiten katholischen Arbeiter heiligsprechen«, findet Wolf.

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