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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 9/2018
Der Inhalt:

Geflüster auf dem Hochsitz

von Birgit Roschy vom 11.05.2018
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Dokumentarfilm. Im Osten Deutschlands gibt es vierzig Wolfsrudel. Wenn sie deren Geheul hört, laufen der Wolfsbeauftragten von Brandenburg Freudenschauer über den Rücken; den Bauern dagegen eher Angstschauer. Wie viel »Natur« kann der Mensch zulassen? Unser Naturbegriff ist eine romantische Illusion – denn seit der Römerzeit, so erklärt der Film, ist die Natur durch Eingriffe des Menschen geprägt. Es ist eine Kulturlandschaft, in der der Mensch sein Revier kontinuierlich erweitert und die Wildtiere verdrängt hat. Auch die oft übel beleumundeten Jäger, ob Mensch oder Wolf, sind Teil der »Bewirtschaftung« des Wildbestandes. Ohne Wertung wird in diesem informativen Dokumentarfilm das Spannungsfeld zwischen Natur- und Tierschutz mit immer neu auszuhandelnden »Abschussraten«, Landschaftspflege und wirtschaftlichen Interessen ausgelotet. Neben Interviews mit Forstbeamten, die in Jahren, und Waldbesitzern, die in Jahrhunderten denken, faszinieren die geflüsterten Gespräche mit Jägern, darunter viele Frauen, die im Hochsitz stundenlang auf Beute lauern. Die ritualisierten Jägertreffen, bei denen bei Hundegebell und Fackelschein andächtig ein erlegter Hirsch begutachtet wird, sind von kräftiger Archaik durchzogen. Waidmannsheil! Mit oft hinreißenden Naturbildern demonstriert der Film jenes unlösbare Paradoxon, bei dem der Mensch, unwiderstehlich vom Ruf der Wildnis gelockt, diese zugleich zerstört.

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