Literatur
Die große Corona-Vertuschung
Dokumentarroman. In »Wuhan« zeichnet der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu den Beginn der Corona-Pandemie nach. Der Journalist Kriss kommt in Wuhan der Vertuschung rund um die neuartige Lungenentzündung auf die Schliche, heuert im Krematorium an und rechnet die Zahl der Toten hoch. Bis zu seiner Festnahme berichtet er live im Internet. Die eigentliche Hauptfigur des Dokumentarromans aber ist Ai Ding. Just an dem Tag, als Wuhan zur Eindämmung des Corona-Virus abgeriegelt wird, reist der arglose Historiker von einem Forschungsjahr in Deutschland zurück zu seiner Frau und seiner Tochter. Ai Ding muss erst in Quarantäne, dann erlebt der gutmütige Mann eine Odyssee durch zwei Provinzen.
Der Autor verwebt die oft im lakonischen Stil geschriebene Romanhandlung mit Chatprotokollen, Dokumenten zu SARS-CoV-2 und Gedichten. Wer in eine Erzählung abtauchen will, den stören diese Elemente. Die Bezeichnung »Dokumentarroman« führt das Buch zu Recht auf dem Titel. Es ist eine literarische Dokumentation – auch des heutigen, autokratisch regierten Chinas. Liao Yiwu ist Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels. In China sind seine Werke verboten. Seit 2011 lebt er in Berlin.
Liao Yiwu. Wuhan. Dokumentarroman. Übersetzt von Brigitte Höhenrieder und Hans Peter Hoffmann. S. Fischer. 350 Seiten. 24 €