Leserbrief
Profit mit Kranken
Zu: »Erschöpft, überfordert und ausgebrannt« (8/22, Seite 12-15)
Für unsere Bevölkerung ist ein zuverlässig arbeitendes stressresistentes Gesundheitssystem systemrelevant. Rendite darf nicht länger finanzkapitalistisch, sondern muss aus Sicht des Gemeinwohls definiert werden, Daseinsvorsorge muss an die Stelle des Kommerzes treten. Die dringend nötige Reform könnte und sollte unter folgenden Aspekten erfolgen: Die Einrichtungen des Gesundheitswesens, speziell Krankenhäuser und Kliniken, auch sogenannte private, sind in gemeinnützige GmbHs zu überführen und dürfen nicht länger Renditeobjekte sein. Ausnahmslos jeder und jede, der und die ein Einkommen hat, zahlt einen prozentualen Beitrag davon in die staatliche Krankenversicherung, und zwar ohne Beitragsbemessungsgrenze. Es wird eine Bundeskrankenversicherungsanstalt gegründet, in der sämtliche Krankenkassen, gesetzliche wie private, aufgehen. Roland Diehl, Hartheim am Rhein
Als Arzt mit jahrelanger Erfahrung kann ich das, was Sie beschrieben haben, nur bestätigen. Es ist allerdings nichts Neues, spitzt sich aber immer mehr zu. Das systemische Grundübel dafür wurde leider von Ihnen nicht erwähnt. Das liegt in der Privatisierung des Gesundheitssystems mit inzwischen zunehmender Monopolisierung einiger weniger Klinikkonzerne. Die sind profitorientiert und wollen die Aktionäre mit Renditen bedienen. Ein skandalöser Umstand, mit kranken Menschen Profit zu machen! Die neueste Masche, still und leise: Es werden mehr und mehr ambulante Praxen von privaten Investoren aufgekauft. Und die Politik schaut zu. Bernhard Weber, Bad Segeberg