Ausstellung in Frankfurt
Die uralte Melancholie der Jugend
Ausstellung. Wenn man die Augen ein wenig zukneift in dem dämmrigen Raum, könnte man das Bild für eine Darstellung von Christi Himmelfahrt halten. Ein halbnackter männlicher Körper schwebt in den Wolken zwischen Himmel und Erde, dramatisch angestrahlt. Die Komposition scheint aus einem längst vergangenen Jahrhundert – wäre das Bildpersonal in Turnschuhen und Sportswear sowie die Umgebung nicht auffällig zeitgenössisch.
In den Werken des Künstlerduos Markus Muntean und Adi Rosenblum trifft Kunstgeschichte auf Popkultur. Seit fast 30 Jahren machen sie zusammen Kunst. Ihre aktuelle Ausstellung im Städel-Museum in Frankfurt am Main zeigt: Die Melancholie der Jugend ist zeitlos, die Pathosformeln, in die ihr Weltschmerz seit Jahrhunderten gegossen und vermarktet wird, auch.
Die Figuren auf den großformatigen Gemälden stammen aus Modemagazinen, vom Künstlerduo ausgeschnitten und in bewusst künstlichen Szenen arrangiert. Sie wirken verloren an Transit-Orten wie Flughäfen, Einkaufszentren, Hotels – wie auch die Jugend eine Zeit des Übergangs ist, in der man oft nicht so recht weiß, wohin mit sich. Die Figuren sind isoliert, obwohl sie zu Gruppen arrangiert sind. Wer genauer hinschaut, sieht, dass sie aus unterschiedlichen Richtungen beleuchtet werden, als wäre ein jeder in seiner eigenen Welt. Unter den Gemälden stehen mehr oder weniger tiefgründige Sinnsprüche über Hoffnung und Einsamkeit, wie sie junge Menschen unter ihre sorgfältig kuratierten Instagramfotos posten.
Elf Bilder und ein Video sind in der Sonderausstellung im Frankfurter Städel zu sehen. Aus ihnen schauen junge Menschen, die wörtlich wie die »letzte Generation« wirken, schwebend zwischen Pop und Passion.
Muntean/Rosenblum: Mirror of Thoughts.
Frankfurt am Main, Städel-Museum.
Bis zum 1. Dezember