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Erinnerungen einer namhaften Feministin

von Christel Hildebrand vom 04.06.2004
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Elisabeth Gössmann
Geburtsfehler: weiblich
Iudicium. 488 Seiten. 19,80 EUR

Die Lebenserinnerungen von Elisabeth Gössmann wurden angeregt von Menschen, die sie schätzen gelernt hatten. Das wundert nicht, gehört sie doch zu den Pionierinnen der feministischen Theologie. Ausführlich berichtet sie über ihre Kindheit und Teenagerzeit in einer konfessionell gemischten Familie während der NS-Diktatur und im Zweiten Weltkrieg. Sie erlebt diese Zeit zunächst als wohl behütete Beamtentochter in Osnabrück und Dortmund, später in der Evakuierung in Oberammergau und Rhede an der Ems. Politische Spannungen reichen bis in Familienbeziehungen hinein. Vielfältige Bedrohungen bleiben ihr nicht erspart. Ihr Berufsweg ist, trotz der Wertschätzung ihrer Lehrer, überschattet und behindert durch ihr weibliches Geschlecht. Davon ist insbesondere ihre Positionierung als Lehrende beeinträchtigt. Sie wird zur Wanderin zwischen den Welten: Mit dem Schwerpunkt Mediävistik lehrt sie über Jahrzehnte hauptsächlich in Tokio Philosophie, Germanistik und Theologie, nur bei Sonderveranstaltungen in Deutschland, zuletzt nach Annahme ihrer Habilitation 1979 an der philosophischen Fakultät in München. Die Europäische Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen schätzt sie als ihre Mitgründerin, sie gehört zu den Herausgeberinnen und Autorinnen der ersten und zweiten Auflage beim »Wörterbuch der Feministischen Theologie«, dessen Übertragung ins Japanische sie veranlasst und begleitet. Endlich erlebt sie akademische Anerkennungen und Ehrungen. Obwohl sie erst spät für die Frauenordination in der römisch-katholischen Kirche eintrat, hat sie zeitlebens Zurücksetzungen und Verletzungen erfahren, sodass sie einen Teil ihrer Kraft damit verbraucht hat, sich nicht entmutigen zu lassen. Vielleicht wurde sie deshalb zur feministischen Theologin. Wie sehr sie um ihre Anerkennung bemüht sein muss, das macht traurig.

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