Mafia-Kirche?
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Es hat zu lange gedauert, bis die Bischöfe Süditaliens sich ein Herz fassten und energisch gegen die Mafia und die sie schützende Omertà, die Unkultur des Wegsehens und Verschweigens, vorgingen. Es musste ein Papst aus dem Ausland kommen, Johannes Paul II., der in einer Rede vor 150 000 Sizilianern bei Agrigent im Mai 1993 die Verbrecherorganisation geißelte. »Euer Gericht ist nahe!«, rief der empörte Papst. Leidenschaftlich forderte er von den Christen den Aufstand gegen die Mafia. Die Cosa Nostra schlug zurück: Autobomben zerstörten Teile des Laterans und der Kirche San Giorgio in Velabro in Rom. Am 15. September 1993 erschoss die Mafia den Jugendpfarrer Pino Puglisi in Palermo. Er wurde im Mai 2013 im Beisein von über 80 000 Menschen seliggesprochen. Die Details sind vertrackt: Da die Mafiosi traditionalistische Katholiken sind, die den Eid auf die Cosa Nostra mit einem Heiligenbild leisten, fällt ihre Ächtung manch Konservativen nicht leicht. Die Bischöfe des Mezzogiorno veröffentlichten soeben den Hirtenbrief »Die Volksfrömmigkeit evangelisieren«. Darin verurteilen sie die Gewohnheit, dass der Erlös kirchlicher Feste der örtlichen Mafia zufließt und deren Mitglieder an Patronatsfesten aktiv teilnehmen. Prozessionen und Wallfahrten sollten nur noch von kirchlich Engagierten veranstaltet werden, die ein tadelloses Leben führen. Religiöse Bräuche seien wieder als »authentische Glaubensfeiern« zu gestalten. Die Bischöfe verbieten die Unsitte, das Tragen der schweren Heiligenstatuen bei Prozessionen an Meistbietende zu versteigern. Sie untersagen, bei Wallfahrten mit Geld beheftete Fahnen zu tragen. Notfalls müsse die Kirche die Prozession verbieten. Da Tauf- und Firmpaten zur Verbündung der Clans missbraucht werden, sollen alle Paten kontrolliert werden.