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»Heiliger Krieg« mit friedlichen Mitteln?

von Hildegard Becker vom 23.06.2000
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Bassam Tibi
Kreuzzug und Djihad
Der Islam und die christliche Welt. C. Bertelsmann.320 Seiten. 44,90 DM

Das Buch ist ein Gang durch die wechselhafte euro-islamisch Geschichte, eine historische Aufarbeitung von »Djihad« und Kreuzzug. Der Begriff »Djihad« ist vielgestaltig. Er bedeutet nicht »heiliger Krieg«, sondern »Anstrengung« - Anstrengung auch zur Verbreitung des Islam. Allerdings hat der Begriff, so Tibi, immer auch eine militärische Komponente gehabt. Militärische Zucht spiegele sich in den religiösen Riten wider: Die engen Gebetsreihen in der Moschee entsprächen den Schlachtenreihen im Kampf um die Errichtung der Herrschaft Gottes auf Erden (S.68). »Die Vergangenheit durch die Brille der Gegenwart« zu betrachten (S.32), führt sicher zu wichtigen Erkenntnissen. Gelegentlich aber veranlasst es den Autor zu heiklen Vergleichen, wie etwa zwischen »Hidjra« (Auswanderung Mohammads von Mekka nach Medina) und Migration heute: »Migration ist eine religiöse Pflicht für die Muslime, um den Islam zu verbreiten« (S. 69). Mit dieser verkürzten und missverständlichen Behauptung könnte die Angst verstärkt werden, dass »die« Muslime (also nicht nur die Islamisten!) die »Inbesitznahme Europas« durch friedlichen »Djihad« anstreben. Kulturdialog erfordert Wissen übereinander. Dazu will das Buch einen Beitrag leisten. Zu Recht beklagt Tibi eine unsägliche Ignoranz über die Welt des Islam: »Ignoranz und Inkompetenz werden wiederum selbstgefällig mit Unwissen entschuldigt, und das ist der Zirkel deutscher Politik in Bezug auf den Islam sowie die geschichtlichen Belastungen von ?Djihad? und Kreuzzug.« (S.48)

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