Mit Polemik dem Unfassbaren nahe kommen?
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Konrad Riggenmann
Kruzifix und Holocaust
Über die erfolgreichste Gewaltdarstellung der Weltgeschichte. Espresso. 448 Seiten. 19,90 EUR
Der Autor, Lehrer im bayerischen Pfaffenhofen und Mitglied des Bundes für Geistesfreiheit, machte Anfang des Jahres 2002 Schlagzeilen, weil er vor Gericht das Abhängen der Kreuze in seinen Klassenräumen erreichte. In seinem Buch versucht er die Gründe für seine Ablehnung des Kruzifixes darzulegen: Das Kreuz sei die Pfahlwurzel der in Auschwitz ihren Höhepunkt erreichenden Judenfeindschaft; die Passionsdarstellungen bewirkten Mitleid mit dem schuldlosen Opfer und Ressentiments gegenüber den vermeintlichen Tätern; die Darstellung sadistischer Gewalt hinterlasse tiefe Spuren in den Seelen von Kindern. Zur Untermauerung seiner Thesen breitet er die von Historikern gut erforschte Geschichte des christlichen Antijudaismus aus und verknüpft sie locker mit pädagogisch-psychologischen Theorien von Mill, Dewey und Piaget. Riggenmann möchte mit seinem Buch einen Sturm der Entrüstung hervorrufen. Das dürfte ihm kaum gelingen, denn zu offensichtlich ist, dass er sich oft mehr von Emotionen als von nüchterner Analyse leiten lässt. Wenn er beispielsweise über Rudolf Höß, den Kommandanten von Auschwitz schreibt, dass dieser »mitfühlender war als Vater, Sohn Jesus, Maria und alle Erlösten, die das ewige Leben im Himmel verbringen, um sich täglich an den Leiden der Verdammten zu erfreuen« (S. 230), dann ist ein Maß an dümmlicher Häme erreicht, das sich mit einer seriösen Untersuchung nicht verträgt.