Russische Kirche ausladen oder mit ihr im Gespräch bleiben?
Wegen der Parteinahme für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine fordern evangelische Theologen und kirchennahe Politiker, die Mitgliedschaft der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK) im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) auszusetzen. In einem offenen Brief an die Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und den ÖRK, den die evangelische Theologin Ellen Ueberschär und die Historikerin Katharina Kunter initiiert haben, wird zudem eine Unterbrechung der bilateralen Beziehungen zwischen der Kirchenleitung der EKD und dem Moskauer Patriarchat gefordert.
Die Autorinnen bestehen außerdem auf einer Klärung, wie der Krieg gegen die Ukraine und das Verhalten des Moskauer Patriarchats auf der Vollversammlung des Weltkirchenrates in Karlsruhe Ende August thematisiert werden sollen. Der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, reagierte ablehnend: Aus seiner Sicht bleibe es sehr wichtig, »dass wir im Gespräch bleiben, schon allein deswegen, weil die Position der ROK keineswegs auf die bekannten Aussagen von Patriarch Kyrill reduziert werden kann«. Bedford-Strohm verwies auf die Erklärung einer Dialoggruppe beim ÖRK, zu der ein Vertreter der ROK eingeladen, aber nicht erschienen war. Dort habe man die russische Aggression abermals klar verurteilt. Wer den Abbruch der Beziehungen fordere, müsse Auskunft darüber geben, wie eine Nachkriegsperspektive aussehen solle, die auf den Brücken basiere, die jetzt aufrechterhalten würden. Der Bonner Kirchenhistoriker Wolfram Kinzig erwiderte daraufhin, er finde die Vorstellung unerträglich, dass eine Delegation der ROK bei der Vollversammlung des ÖRK mit am Tisch sitzen könne, während mittlerweile auch alle Sportverbände russische Mitgliedschaften suspendiert hätten.