Leserbrief
Die Ausnahme Mensch
Zu: »Alle Materie ist Geist« (10/2023, Seite 12-16)
Ob nun die »Innenseite der Materie« und der »Raum ewiger mathematischer Wahrheiten« mit göttlichen Attributen zu verstehen sind oder nicht, das finde ich schon diskussionswürdig. Um Gott zu danken und zu loben für seine wunderbare Schöpfung, dazu muss ich ja nicht den Schöpfer in seiner Schöpfung nachweisen wollen. Gottfried Keller, Berlin
Godehard Brüntrup stellt die Menschen zwar dar als »vernunftbegabte Tiere«, spricht ihnen aber trotzdem eine »radikale Ausnahmestellung in der Natur« ab. Andererseits gesteht er ihnen bestimmte Erfahrungen zu, wie zum Beispiel die des »unbedingten sittlichen Anspruchs durch das Gute« und die Einsicht in ewige und unveränderliche mathematische und logische Zusammenhänge, welche die Menschen »über die kontingente … Dimension« erheben. Dass es bei einigen Tierarten Vorstufen solcher Erfahrungen gibt, sei nicht abgestritten. Es wird (wenn auch nicht ausdrücklich im Text von Brüntrup) meistens argumentiert, die Unterschiede zwischen Mensch und Tier seien nur graduell. Nicht bedacht wird: Wenn genug graduelle Unterschiede zusammenkommen, können sich durchaus qualitative Neuerungen ergeben. Der Mensch ist und bleibt in der Natur eine Ausnahmeerscheinung, was allerdings nichts besagt über etwaige Herrschaftsrechte seinerseits. Hubert Hauserner, L-Bettembourg
Wenn alle Materie Geist ist, dann ist Geist auch Materie. Das heißt wohl auch, Gott ist alle Materie. Alle Materie und aller Geist zusammen ist Gott. Alles, was ist, ist Gott. Ich versuche, mit dieser Vorstellung zu leben, denn beim Weiterdenken hat das Konsequenzen. Paul Adrian, Vallendar